Deutsche Redaktion

Polen nicht attraktiv für ausländische Akademikerinnen und Akademiker

26.07.2023 11:34
Dass Polen als Grenzstaat behandelt werde, hindere ausländische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler daran, hier zu arbeiten. Das sagte Dr. Dawid Kostecki, der Direktor der Nationalen Agentur für Akademischen Austausch (NAWA), gegenüber der Nachrichtenagentur PAP. Für einige von ihnen sei Polen ein Land, in dem fast ein bewaffneter Konflikt herrscht und dies behindere den Internationalisierungsprozess, so der Wissenschaftler.
Das Tor zur Warschauer Universitt. Fr auslndische Akademikerinnen und Akademiker ist Polen als Arbeitsland nicht attraktiv.
Das Tor zur Warschauer Universität. Für ausländische Akademikerinnen und Akademiker ist Polen als Arbeitsland nicht attraktiv.Foto: Kamyq/Pixabay/Domena publiczna

Laut dem Zentrum für Informationsverarbeitung (OPI) kamen im Jahr 2021 nur 2,5 Prozent aller Akademikerinnen und Akademiker in Polen aus dem Ausland - weniger als 2.500 Personen. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern wie Deutschland (14 Prozent), Österreich (30 Prozent) oder der Schweiz, wo 50 Prozent der Akademiker ihren Doktortitel außerhalb ihres Landes erworben haben, liege Polen damit weit zurück.

Als Schwierigkeit für ausländische Forscher nannte Kostecki die Behandlung Polens als Grenzland. "Darauf stoßen wir, wenn wir mit Kolleginnen und Kollegen, aus z.B. Spanien oder Portugal, sprechen. Für sie ist Polen ein weit entferntes Land, in dem fast ein bewaffneter Konflikt herrscht. Dieses Bild eines Frontlandes beeinträchtigt die Möglichkeit der Mobilität des akademischen Personals erheblich und negativ", erklärte er.

Das Außenministerium bemühe sich, das Image Polens als Grenzland zu minimieren. Im Sicherheitsindex schneide Polen beispielsweise viel besser ab als Deutschland oder Frankreich, betonte Kostecki. Ein Hindernis für Wissenschaft und Lehre in Polen sei jedoch die Fremdsprache Englisch, so der NAWA-Direktor. Zwar werde immer mehr auf Englisch veröffentlicht, ob das akademische Personal jedoch auch immer effizient auf Englisch lehren könne, sei fraglich. Die Sprachbarriere sei immer noch vorhanden.

Kostecki nannte die Attraktivität der Gehälter im Wissenschafts- und Hochschulsektor als einen wichtigen Faktor, der zum geringen Internationalisierungsgrad des akademischen Personals in Polen beitrage. "Wir wollen nicht verschweigen, dass Polen nicht für jeden das Land der ersten Wahl ist.“ Aufgrund vergleichsweise niedriger Gehälter werde Polen oft als Transitland Richtung Westen behandelt,„Die Ungleichheit ist sehr sichtbar“, so der Wissenschaftler.

Ein großes Interesse an Polen sei hingegen bei Forschenden aus Indien, Pakistan und Italien zu beobachten. Allerdings sei auch dies oft nur eine Zwischenstation auf dem Weg zur Karriere, räumte er ein. Unter ausländischen Akademikerinnen und Akademikern in Polen dominierten derzeit Menschen aus der Ukraine und Belarus.

PAP/js