Es geht um die Migrationskrise an der weißrussischen Grenze zu Polen, Litauen und Lettland. Dort versuchen hunderte von Menschen aus asiatischen und afrikanischen Ländern in die EU zu gelangen. Auf ihrem Weg stehen u.a. polnische Grenzbeamten. Für den weißrussischen Diktator Alexander Lukaschenko ist dies eine Taktik gegen die EU. Andererseits droht den Migranten der Tod durch Erschöpfung und Erfrieren. Polnische Hilfsorganisationen hätten bisher 55 dokumentierte Todesfälle gezählt, berichtete der Warschauer Korrespondent der FAZ, Gerhard Gnauck.
Agnieszka Hollands Film "Die Grüne Grenze"
Wie die FAZ schreibt, greife Tomczak auch Agnieszka Hollands Film "Die Grüne Grenze" an, der ab Februar nächsten Jahres auch in Deutschland zu sehen sein wird. Der Film handelt von der Migrationskrise an der Grenze Polens. "Die Journalistin verurteilt nicht, sondern kritisiert präzise und subtil" und schreibt, der Film und die Medien hätten die Realität gefiltert, um zu bewegen, aber keine echten Fragen gestellt. Ihrer Meinung nach werde die Tatsache ignoriert, dass es hauptsächlich junge Männer seien, die jetzt an der Grenze ankämen, und nicht Familien, die Gnade bräuchten.
Ein weiteres Phänomen sei die Verbreitung ungeprüfter Informationen. Ein Beispiel dafür sei der Fall der "kleinen Eileen", schrieb Tomczak. In einem Wald nahe der Grenze hatte eine Familie aus dem Irak angeblich ihre vierjährige Tochter verloren. Die Berichte darüber erschütterten viele Polen. Unterdessen stellte sich heraus, dass Eileen gar nicht existierte. Aktivisten hätten nur von ihr gehört und Medien darüber informiert.
Warum gerade jetzt? Tomczaks Artikel sei derzeit Gegenstand einer hitzigen Debatte unter polnischen Aktivisten. Gerätselt werde, warum der Text gerade jetzt in der links-liberalen "Wyborcza" erschienen ist, schrieb die FAZ.
Die Tageszeitung zitiert auch das rechts-konservative Portal wpolityce.pl, das in Tomczaks Artikel eine "Bestätigung der 'Lügen der Linken'" sieht. Ein Publizist des Portals sehe einen Zusammenhang mit dem aktuellen Machtwechsel in Polen. Denn weder Polens neuer Premierminister, Donald Tusk, noch Deutschland wollen nun die Grenzen für mehr Migranten öffnen. Die Veröffentlichung in der Wyborcza soll wohl diese Richtung ankündigen, schrieb wpolityce.pl.
dw.com, wpolityce.pl, FAZ/ps