Deutsche Redaktion

Außenminister Sikorski: Osteuropa ist in hochrangigen UN-, NATO- und EU-Positionen unterrepräsentiert

21.03.2024 09:20
„Wir haben uns versprochen, gemeinsam daran zu arbeiten, dies zu ändern", sagte Polens Chefdiplomat Radosław Sikorski, am Mittwoch nach einem Treffen mit seinem tschechischen Amtskollegen in Prag.
Polish Foreign Minister Radosław Sikorski and his Czech counterpart Jan Lipavsk meet in Prague on Wednesday, March 20, 2024.
Polish Foreign Minister Radosław Sikorski and his Czech counterpart Jan Lipavský meet in Prague on Wednesday, March 20, 2024.Photo: PAP/Albert Zawada

Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Jan Lipavsky in Prag ist Sikorski gefragt worden, ob beim kommenden V4-Treffen in Prag geregelt werde, wer EU-Verteidigungskommissar werden sollte, damit Mitteleuropa wenigstens hier eine Chance habe, gewählt zu werden. Sikorski sehe Spekulationen über Personalfragen als verfrüht und unnötig an, insbesondere angesichts der im Juni anstehenden Wahlen zum Europäischen Parlament. Diese Überlegungen hätten „ihre eigene Choreographie" und politischen Bedingungen, sagte er.

„Ich glaube jedoch, dass unsere Region in hohen Positionen in der UNO, der NATO oder dem EU-System unterrepräsentiert ist (...). Und wir haben uns heute mit dem Minister versprochen, zusammenzuarbeiten, um dies zu ändern", erklärte Sikorski.

  

Tschechien unterstützt Ukraine mit Artilleriemunition

Während des Treffens bedankte sich Sikorski auch bei der tschechischen Republik „für die Munition-Initiative" für die Ukraine.

„Sie ist der Beweis dafür, dass Kreativität das Schicksal ganz Europas beeinflussen kann", sagte er. „Auch Polen bestätigt sein finanzielles und logistisches Engagement, diese Munition dorthin zu liefern, wo sie benötigt wird", erklärte er.

Zuvor berichteten polnische Medien, dass die Ukraine in Tschechien einen unerwarteten Lieferanten von Munition gefunden habe. Nach Angaben des stellvertretenden tschechischen Verteidigungsministers, Jan Jireš, soll die Ukraine in Kürze 800.000 Stück 155mm-Artilleriegeschosse aus nicht-europäischer Produktion erhalten. An der von Prag geleiteten Aktion sind mehrere europäische Länder beteiligt. Die wichtigsten Hersteller von NATO-konformer 155-mm-Munition außerhalb der EU sind Indien, Südafrika, Südkorea, Japan, die Türkei und Taiwan, berichteten Medien.

Keine Spaltung innerhalb der V4-Gruppe

Lipavsky seinerseits bezog sich auf die Frage von Journalisten, ob das Treffen zwischen den polnischen und tschechischen Regierungsvertretern am Vorabend des V4-Gipfels nicht auf eine Spaltung der sich aus Polen, Tschechien, Ungarn und der Slowakei bestehenden Gruppe hindeute. Wie er betonte, sei das bilaterale Treffen mit Sikorski am Mittwoch ebenso wichtig wie das für Donnerstag angesetzte Treffen der V4-Minister. „Ich möchte nicht, dass man hier nach einem zweiten politischen Boden sucht. Keines dieser Treffen ist wichtiger als das andere", betonte er. Das V4-Format sollte seiner Meinung nach ungeachtet der Unterschiede zwischen den Ländern, die ihm angehören, weitergeführt werden, so Tschechiens Spitzendiplomat.

PAP/dziennik.pl/ps/adn