Frankreich ist nicht das einzige EU-Land, das russisches LNG importiert. Mindestens neun Staaten der Europäischen Union beziehen, laut Politico, immer noch Flüssiggas aus Russland. Paris stehe jedoch in der EU an erster Stelle was das Volumen der LNG-Importe aus Russland in diesem Jahr (1,5 Millionen Tonnen) als auch den Anstieg dieser Käufe im Vergleich zum Vorjahr angehe, berichtete das Portal unter Berufung auf Daten der in Helsinki ansässigen Denkfabrik Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA).
Als nächste auf der Liste der größten EU-Verbraucher von russischem LNG stehen Belgien, Spanien und die Niederlande. Die drei Länder erklärten, sie würden diese Lieferungen reduzieren wollen, dies aber Einstimmigkeit aller EU-Länder in dieser Frage verlange. Wie Politico schrieb, habe Frankreich es indessen nicht eilig, solche Entscheidungen zu treffen. Der Konzern TotalEnergies sei durch langfristige Verträge an die russischen Gasproduzenten gebunden.
Das französische Energieunternehmen besitze eine 20-prozentige Beteiligung an dem Yamal-LNG-Projekt der russischen Firma Novatek. Im Rahmen der Vereinbarung müsse TotalEnergies bis zum Jahr 2032 mindestens 4 Millionen Liter Flüssiggas pro Jahr aus dieser Quelle beziehen. Das führende französische Unternehmen könne auch als „Energiekraftwerk" in Regierungskreisen auf „sehr, sehr große Aufmerksamkeit" zählen, so Politico. Die französische Regierung habe dazu erklärt, eine rapide Änderung der derzeitigen Situation auf dem Gasmarkt wäre nicht nur wegen der langfristigen Verpflichtungen von TotalEnergies schwierig. Es sei auch wichtig, eine ununterbrochene Versorgung französischer Haushalte zu sichern, hieß es auf dem Portal.
EU bereitet 14. Sanktionspaket gegen Russland vor
Geht es nach Experten und Diplomaten, auf die sich Politico beruft, könnte Frankreich sicherlich mehr für die europäische Solidarität in Bezug auf Russland tun. Die Haltung von Paris sei schwer zu verstehen. Einerseits rufe Frankreich auf, gegenüber Russland unnachgiebig zu sein, andererseits zahle es dem Kreml viel Geld.
Die Diskussion über Frankreichs Gas-Einkäufe kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Europäische Kommission das vierzehnte Paket von Sanktionen gegen Russland plant. Ein Verbot von LNG-Importen werde von Polen und den baltischen Staaten unterstützt. Laut Politico sei dies jedoch sehr unwahrscheinlich.
Präsident Macron hat in den letzten Monaten seine Rhetorik gegenüber Moskau verschärft und offiziell diplomatische Kontakte mit dem Kreml eingestellt. Ende Februar erklärte der französische Staatschef, ein Sieg über Russland wäre für die Sicherheit in Europa unerlässlich. Auch die Entsendung westlicher Bodentruppen in die Ukraine in Zukunft dürfe nicht ausgeschlossen werden, fügte er hinzu.
PAP/ps/adn