„Die Gefahr ist viel näher, als viele von uns zugeben wollen“, sagte der polnische Außenminister Radosław Sikorski am Dienstag auf der Konferenz zum Wiederaufbau der Ukraine in Berlin. An der Konferenz in der deutschen Hauptstadt haben auch die Außenminister der Ukraine und Deutschlands sowie die US-Sonderbeauftragte für die Ukraine teilgenommen.
“Russland versucht seit über 300 Jahren, die Ukraine zu kolonisieren”
Sikorski betonte, dass Russland seit über 300 Jahren versucht, die Ukraine zu kolonisieren, was ein Beispiel für kulturellen Völkermord sei. „Geschichte und Geografie sind von Bedeutung“, hob Sikorski hervor und wies auf die Geschichte der russischen Unterdrückung in der Ukraine hin, bei der Russland unter anderem versucht habe, das ukrainische Kulturerbe zu zerstören.
Sikorski erwähnte auch, dass Polen selbst russische Raketenangriffe erfahren hat. „Eine russische Rakete fiel 10 Kilometer von meinem Haus entfernt“, sagte der Minister und bezog sich dabei auf den Vorfall im Winter 2023 in der Nähe von Bydgoszcz, wo er wohnt. Dies unterstreiche, wie nah der russische Aggressor sei.
Polen wird die Verteidigungsanstrengungen der Ukraine weiter unterstützen
Der polnische Außenminister erklärte, dass Polen die Verteidigungsanstrengungen der Ukraine unterstützen, sie beim Wiederaufbau und beim Streben nach einer EU-Mitgliedschaft fördern werde. „Wir müssen die Krise nutzen, um Reformen durchzuführen“, sagte Sikorski und betonte, dass Reformen in Krisenzeiten leichter durchzuführen seien als in Friedenszeiten. Er erinnerte daran, dass die Ukraine 2011 große Reformen durchführte, um den kleinen Grenzverkehr mit Polen zu etablieren.
Ukraines Außenminister: Ukraine braucht weiterhin Luftverteidigungssysteme
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba appellierte an die Unternehmer der teilnehmenden Länder, „nicht zu warten und jetzt in der Ukraine zu investieren“. Er erklärte, dass die Ukraine bereit sei für neue Investitionen und hob hervor, dass Ukrainer großartige Unternehmer seien, mit denen man gut zusammenarbeiten könne. Kuleba betonte auch, dass die Ukraine weiterhin Luftverteidigungssysteme brauche, um die Zivilbevölkerung vor russischen Luftangriffen zu schützen, und dass die EU-Mitgliedschaft für die Ukraine von entscheidender Bedeutung sei.
Zusicherungen aus vielen Ländern
Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock, die das Treffen leitete, erinnerte an die Verpflichtungen Deutschlands zur Unterstützung der Ukraine und verurteilte die russische Aggression. Sie betonte, dass die EU Demokratie und Freiheit gewährleiste.
Die US-Sonderbeauftragte für den wirtschaftlichen Wiederaufbau der Ukraine, Penny Pritzker, bekräftigte die Unterstützung der Administration von Präsident Joe Biden für die Ukraine. Sie erinnerte daran, dass die USA zur Unterstützung der ukrainischen Wirtschaft unter anderem vorübergehend die Zölle auf Stahlimporte aus der Ukraine aufgehoben haben. Pritzker betonte, dass die Ukraine ihre Reformen fortsetzen und Korruption bekämpfen müsse, da dies entscheidend für die Unterstützung der USA sei.
Der italienische Außenminister und Vizepremier Antonio Tajani kündigte Hilfe in Höhe von 140 Millionen Euro für den Wiederaufbau der Infrastruktur und anderer wichtiger Sektoren in der Ukraine an. Zusätzlich plant Italien, 45 Millionen Euro für den Wiederaufbau von Odessa bereitzustellen. Das militärische Hilfspaket wird auch ein Luftverteidigungssystem SAMP-T umfassen, so Tajani.
Die Ukraine-Wiederaufbaukonferenz (Ukraine Recovery Conference 2024) in Berlin, organisiert von der Ukraine und Deutschland, findet am Dienstag und Mittwoch statt. Ihr Hauptziel ist die weitere Mobilisierung internationaler Unterstützung für den Wiederaufbau, Reformen und die Modernisierung der Ukraine.
PAP/tvn24/adn