„Das ist das Ergebnis harter Arbeit vieler Menschen und unserer mehrjährigen Bemühungen“, sagte Prof. Robert Traba, ehemaliger Co-Vorsitzender der polnisch-deutschen Kommission, gegenüber der polnischen Presseagentur PAP. Die Zulassung wurde von Andrzej Dusiewicz von den Schul- und Pädagogischen Verlagen (WSiP) bestätigt.
Das Lehrbuch entstand im Rahmen des polnisch-deutschen Projekts "Europa. Nasza historia - Europa. Unsere Geschichte". In den Jahren 2016-2020 hatte das polnische Bildungsministerium bereits die ersten drei Bände des Lehrbuchs für die Klassen fünf, sechs und sieben zugelassen.
Negative Bewertung
Der in 2020 erstellte vierte Band wurde jedoch von einem der drei Gutachter negativ bewertet, was seine Zulassung verhinderte. Die Schul- und Pädagogischen Verlage legten gegen diese Entscheidung keinen Einspruch ein. Anfang 2024 wurde der Antrag erneut beim Bildungsministerium eingereicht. Diesmal erhielten alle drei Gutachten - sprachlich, inhaltlich und didaktisch - eine positive Bewertung.
Erst die Zulassung aller Bände des Lehrbuchs ermöglicht es, dass Schüler und Lehrer es im Unterricht verwenden können.
Die Initiative zur Erstellung eines gemeinsamen Lehrbuchzyklus wurde 2008 von Radosław Sikorski und Frank-Walter Steinmeier, den damaligen Außenministern Polens und Deutschlands, ins Leben gerufen. Es war die zweite derartige Initiative in Europa. Das erste gemeinsame Geschichtsbuch für Abiturienten in französischer und deutscher Sprache erschien 2006 gleichzeitig in Frankreich und Deutschland.
Die Koordination der Vorbereitungen wurde der seit 1972 bestehenden polnisch-deutschen Schulbuchkommission übertragen. Auf polnischer Seite leitete Prof. Robert Traba die Kommission bis 2020, derzeit wird sie von Prof. Violetta Julkowska geführt. Auf deutscher Seite ist Prof. Michael G. Müller der Vorsitzende.
Die Autoren des vierten Bands sind Asmut Brückman, Krzysztof Gutowski, Friedrich Huneke, Aleksandra Kmak-Pamirska, Herbert Kohl, Jelko Peters, Birgit Scholz, Helge Schröder, Grażyna Szelągowska und Piotr Szlanta. Die meisten von ihnen sind oder waren in der Lehre tätig und haben bereits andere Lehrbücher sowie viele weitere angesehene Publikationen verfasst.
Verschiedene Sichtweisen auf die Geschichte
Das Ziel des Lehrbuchs "Europa. Nasza historia" ist es, verschiedene Sichtweisen auf die Geschichte und unterschiedliche didaktische Ansätze zur Vergangenheit zu zeigen. Jede Lektion - jedes Kapitel - beginnt mit einem Einführungstext und Fragen, die die Aufmerksamkeit der Schüler auf die wichtigsten Aspekte des Themas lenken sollen. Besonders wichtig sind die Teile der Lektionen, in denen verschiedene Ansichten von Historikern aus verschiedenen Ländern zu einem Thema gezeigt werden.
Das polnische und das deutsche Lehrbuch unterscheiden sich nur in der Sprachversion, während Inhalt, Struktur und grafische Gestaltung identisch bleiben. Ergänzt wird jede Sprachversion durch zusätzliches didaktisches Material zu nationalen Themen, das für jede Seite unterschiedlich ist.
Der erste Band des Lehrbuchs "Europa. Nasza historia", der die Zeit von der Vorgeschichte bis zum Ende des Mittelalters abdeckt, wurde im Juni 2016 bei einer Feier an einer Berliner Schule von den Außenministern Polens und Deutschlands, Witold Waszczykowski und Frank-Walter Steinmeier, vorgestellt.
Damit ein von Autoren und Verlag erstelltes Buch zu einem polnischen Lehrbuch wird, muss es vom Ministerium für Nationale Bildung für den Schulgebrauch zugelassen werden. Das Verfahren ist mehrstufig. Der sogenannte Prototyp des Lehrbuchs wird an das Ministerium gesendet, das drei Gutachter benennt: zwei für inhaltliche und einen für sprachliche Bewertungen. Diese können positiv, bedingt positiv oder negativ sein. Ein positiv abgeschlossenes Verfahren endet mit der Erteilung einer Zulassungsnummer.
Nach polnischem Recht entscheidet der Lehrer, welches Lehrbuch er für den Unterricht eines bestimmten Fachs wählt und ob er überhaupt ein Lehrbuch im Unterricht verwenden möchte.
PAP/jc