Mit Blick auf die kommende Papstwahl betonte der Kardinal, es gehe um eine „kluge, besonnene und kreative Kontinuität“. Dies sei ein zentrales Kriterium bei der Suche nach einem geeigneten Nachfolger. „Die Pontifikate von Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Franziskus waren wichtige Perioden in der Geschichte der Kirche“, sagte Nycz.
Er gehört zu den vier polnischen Kardinälen, die als Papstwähler am nächsten Konklave teilnehmen dürfen. Neben ihm haben auch Kardinal Stanisław Ryłko, Kardinal Konrad Krajewski und Kardinal Grzegorz Ryś dieses Recht.
Vor dem Konklave gebe es keine klaren Favoriten, so Nycz weiter. „Der, der als sicherer Kandidat hineingeht, kommt als normaler Kardinal wieder heraus“, sagte er. Prognosen zur Papstwahl erfüllten sich selten – „Gott sei Dank“, fügte er hinzu.
Theoretisch könne wieder ein Pole Papst werden, „aber diese Geschichte wird sich wahrscheinlich in den nächsten Jahrzehnten nicht wiederholen“, sagte der Kardinal. „Das wäre zu viel Glück auf einmal.“
In Erinnerung an Papst Franziskus hob Nycz hervor, dieser habe die Vision einer hierarchischen, pyramidenförmigen Kirche aufgebrochen und das „Volk Gottes“ in den Mittelpunkt gestellt. „Franziskus brachte ein Verständnis von Nähe und Gemeinschaft in der Kirche ein, das wir in Europa oft nicht nachvollziehen können“.
Der Papst habe auch deutlich gemacht, dass die katholische Kirche nicht nur ein europäisches Phänomen sei. „Er hat uns Europäern signalisiert, dass die universale Kirche auch in Afrika, in Amerika und in Asien lebt.“
Kritik an Franziskus wegen seiner Haltung zu kontroversen Themen wies Nycz zurück. „Wenn es um doktrinäre Treue geht, hat Papst Franziskus in Wahrheit nichts verändert“, sagte er. Dass seine Aussagen nicht immer auf Zustimmung gestoßen seien, ändere nichts an seiner Pflicht, sie auszusprechen – etwa in Bezug auf den Krieg in der Ukraine oder die Migrationspolitik in den USA. „Er hat sich für die Migranten eingesetzt“.
Papst Franziskus starb am Ostermontag im Alter von 88 Jahren. Die Trauerfeier ist für Samstag um 10.00 Uhr auf dem Petersplatz im Vatikan angesetzt.
PAP/jc