Deutsche Redaktion

Emotionen und harte Auseinandersetzungen. Weitere Debatte der Präsidentschaftskandidaten zu Ende

29.04.2025 11:00
Am Montagabend fand eine der schärfsten Präsidentschaftsdebatten in diesem Wahlkampf statt. Zum ersten Mal trafen alle registrierten Kandidaten - dreizehn Politiker und Aktivisten mit radikal unterschiedlichen Ansichten und Visionen von Polen - in einem Studio aufeinander. Die Debatte wurde vom Boulevard-Blatt Super Express organisiert. Jeder der Kandidaten durfte einem gewählten Gegner Fragen stellen. So entstand eine Atmosphäre des politischen Duells und der manchmal chaotischen Konfrontation.
Die Debatte wurde vom Boulevard-Blatt Super Express organisiert. Die Diskussion umfasste eine Reihe von Schlsselfragen - Migrationspolitik, Verteidigung, Wohnungsbau oder Abtreibungsrecht.
Die Debatte wurde vom Boulevard-Blatt Super Express organisiert. Die Diskussion umfasste eine Reihe von Schlüsselfragen - Migrationspolitik, Verteidigung, Wohnungsbau oder Abtreibungsrecht.PAP/Rafał Guz

Die Diskussion umfasste eine Reihe von Schlüsselfragen - Migrationspolitik, Verteidigung, Wohnungsbau oder Abtreibungsrecht. Der Kandidat der liberalen Bürgerkoalition (KO), Rafal Trzaskowski, rief zu Einigkeit und Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg auf, „Ich möchte Polen für den Jungen aufbauen, der Selbstmordgedanken hat, für die Mutter, die sich Sorgen macht, was mit ihrem Kind passiert, wenn sie nicht mehr da ist, für die Senioren (...). Wir brauchen einen Präsidenten, der sich über den politischen Streit stellt", erklärte er.

Karol Nawrocki von der konservativen Oppositionspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) hingegen kündigte ein „ehrgeiziges Polen mit CPK (Zentraler Flughafen - Anm. d. Red.) und Atomkraftwerk“ an. Wie er betonte, „brauchen wir einen Präsidenten, der unabhängig von deutschen Stiftungen ist, wie Herr Rafał Trzaskowski, unabhängig von Soros und Donald Tusk“.

Szymon Hołownia, Sprecher des Sejm und Kandidat des Dritten Weges, versuchte die Wähler davon zu überzeugen, dass er ein Präsident sein könnte, der verschiedene Gruppen vereint. „Es ist toll, in der ersten Runde um die Wette zu laufen, aber in der zweiten Runde wird es am wichtigsten sein, nicht wer zuerst ankommt, sondern wer so viele Menschen wie möglich unter einen Hut bringen kann“, erklärte er.

Als Vertreter der Anti-System-Rhetorik der rechtsradikalen Konföderation betonte Slawomir Mentzen, dass „wir seit 20 Jahren in dem PO-PiS-System leben“. Seiner Ansicht nach wurde Polen von zwei alten Männern zubetoniert", und sein Ziel sei es, dieses System zu demontieren".

Die Kandidatin der Linken, Magdalena Biejat, verteidigte nachdrücklich die Rechte der Frauen und kündigte eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft wegen der „Hassreden“ des radikalen Kandidaten Grzegorz Braun an. „Dies sind skandalöse Worte, die in einer öffentlichen Debatte keinen Platz haben sollten", sagte sie. Braun hatte zuvor Themen mit Bezug auf die polnisch-jüdische Geschichte und israelische Politik angesprochen.

Skandale und Kontroversen

Die Debatte wurde von den Aussagen zweier Kandidaten überschattet: Grzegorz Braun und Maciej Maciak. Braun machte eine Reihe von antisemitischen Äußerungen, unter anderem bezeichnete er die Narzisse - ein Symbol der Erinnerung an den Aufstand im Warschauer Ghetto - als „Zeichen der Schande". Trzaskowski reagierte scharf: „Das ist etwas Unglaubliches. Ich werde mir das nicht anhören", woraufhin er das Rednerpult verlassen hat.

Der Kandidat Maciak hingegen brachte offen seine Wertschätzung für Wladimir Putin zum Ausdruck. - Ja. Jeder von uns hier in Polen wäre nicht in der Lage, einem solchen Druck standzuhalten. Das beweist, dass er ein sehr guter Politiker ist", sagte er. Auch hier hat Trzaskowski mit Empörung reagiert: „Putin ermordet Menschen, Kinder, lässt Vergewaltigungen in der Ukraine zu - für Putin zu klatschen, so etwas habe ich in meinem Leben wirklich noch nicht erlebt.“

Reaktionen und Fazits

Die Debatte dauerte fast drei Stunden. Nach Ansicht von Kommentatoren und Parteiführern hatte jeder der Kandidaten seine starken und schwachen Momente. Ministerpräsident Donald Tusk sagte, Trzaskowski habe „in einer Eins-zu-Eins-Formel gewonnen", während PiS-Parteiführer Jarosław Kaczyński der Meinung war, Karol Nawrocki sei der „eindeutige Sieger".

Nach Meinung der Wähler war die Teilnahme weniger bekannter Kandidaten, die zum ersten Mal vor einem breiten Publikum sprechen konnten, möglicherweise besonders wertvoll. Krzysztof Stanowski sprach das Thema Gesundheitsversorgung an, Marek Jakubiak sprach über die „Bremse von Donald Tusk“, und Artur Bartoszewicz und Marek Woch haben ihre bürgerliche Botschaft übermittelt, schrieb Super Express.

Die Polen werden am 18. Mai an die Wahlurnen gehen, um ihren nächsten Präsidenten zu wählen. Eine zweite Runde ist für den 1. Juni vorgesehen, falls kein Kandidat eine absolute Mehrheit erhält. Der Gewinner wird für eine fünfjährige Amtszeit als Staatsoberhaupt fungieren, die Verteidigungs- und Außenpolitik überwachen und ein Vetorecht bei der Gesetzgebung haben.

SE/IAR/ps

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