Heute feiert Polen Verfassungstag. Vor genau 232 Jahren hat das polnische Parlament im Warschauer Königsschloss die erste Verfassung Polens verabschiedet. Die Verfassung vom 3. Mai 1791 gilt zugleich als die erste moderne Verfassung Europas im Sinne der Aufklärung, als zweite überhaupt nach der Verfassung der Vereinigten Staaten.
Das wegweisende Dokument gilt unter Historikern als eine der stolzesten Errungenschaften der polnischen Geschichte. Viele sind der Meinung, dass ihre Inhalte – wären sie konsequent umgesetzt worden – den Lauf der Landesgeschichte entscheidend verändert hätten.
Doch die im Dokument vorgeschlagenen Reformen und Freiheiten – darunter religiöse Toleranz und die Gewaltenteilung – wurden in den Nachbarländern, vor dem Hintergrund der damals tobenden Französischen Revolution, mit Misstrauen betrachtet. Historikern zufolge sahen Russland, Österreich und Preußen in den polnischen Reformen eine Bedrohung für den europäischen Status quo. Die Annahme der Verfassung beschleunigte die Teilung Polens durch diese Großmächte.
Nach mehreren Teilungen verlor Polen im Jahr 1795 für 123 Jahre seine staatliche Souveränität. Am 11. November 1918 – dem Tag des Endes des Ersten Weltkriegs – wurde Polen als unabhängiger Staat wiedergeboren. An diesem Tag begehen Polinnen und Polen weltweit den Jahrestag der Wiedererlangung ihrer Unabhängigkeit.
IAR/jc