Deutsche Redaktion

Ausland: Wahlsieg von Nawrocki könnte Polens Ukraine-Politik verändern

02.06.2025 10:41
Der Sieg des nationalkonservativen Kandidaten Karol Nawrocki bei der Präsidentschaftswahl könnte laut der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) Auswirkungen auf die Außenpolitik Polens haben – insbesondere in den Beziehungen zur Ukraine und zur Europäischen Union.
Karol Nawrocki w swoim sztabie wyborczym, Warszawa, 01.06.2025
Karol Nawrocki w swoim sztabie wyborczym, Warszawa, 01.06.2025PAP/Marcin Obara

Wie die AP am Montag berichtete, könnte Nawrockis Amtsantritt einen Kurswechsel in der bislang engen Partnerschaft mit der Ukraine bedeuten. Die Unterstützung für das Nachbarland, das seit 2022 einer russischen Invasion widersteht, könne künftig an Bedingungen geknüpft werden.

In der Wahlkampfrhetorik habe Nawrocki mehrfach die ukrainische Führung kritisiert. Präsident Wolodymyr Selenskyj habe die Hilfe aus Polen nicht ausreichend gewürdigt, so der Vorwurf. AP zieht Parallelen zum US-Präsidenten Donald Trump: „Die Rhetorik Nawrockis erinnerte streckenweise an die Tonlage des US-Präsidenten“, heißt es in der Analyse.

Zudem weist die Agentur darauf hin, dass Nawrocki Rückendeckung aus Kreisen der republikanischen US-Politik erhielt. „Sein Wahlsieg könnte die Beziehungen Warschaus zu Washington stärken, insbesondere zum MAGA-Flügel (Make America Great Again), der aktuell großen Einfluss auf die republikanische Partei hat“, schreibt AP.

Gleichzeitig warnt die Agentur vor möglichen Spannungen mit der Europäischen Union. Sollte Nawrocki als Präsident neue Gesetzesvorhaben in Bereichen wie Migration oder Rechtsstaatlichkeit blockieren, könnten sich die ohnehin schwierigen Beziehungen zwischen Warschau und Brüssel weiter verschlechtern. Dies hätte auch wirtschaftliche Konsequenzen: Mehrere Milliarden Euro aus EU-Fonds, die an Justizreformen gebunden sind, könnten weiterhin eingefroren bleiben.

Die Agentur verweist auch auf die Reaktion der Finanzmärkte. Der polnische Złoty gab am Montagmorgen nach Veröffentlichung der Wahlergebnisse nach. AP sieht darin ein Zeichen für die Besorgnis der Investoren über mögliche politische Instabilität und zunehmende Spannungen mit EU-Institutionen.

Nawrockis Sieg sei Ausdruck „des Erfolgs nationalistischer Rhetorik“, der große Teile der Gesellschaft anspreche, analysiert AP weiter.

Dänische und schwedische Medien sehen in dem Ergebnis einen geopolitischen Einschnitt

Die dänische Tageszeitung Berlingske bezeichnet Nawrocki als „Mann von US-Präsident Donald Trump“. Die Zeitung erinnerte daran, dass der Kandidat vor der Stichwahl direkte Unterstützung aus den USA erhalten hatte. So sagte die US-Ministerin für Innere Sicherheit, Kristi Noem, bei einem Besuch in Rzeszów, Nawrocki müsse der nächste Präsident Polens werden. „In jedem Land spielt die Unterstützung durch Trump eine Rolle, aber in Polen sind die USA ein besonderer Akteur – sie gelten seit dem Ende des Kalten Krieges als Sicherheitsgarant gegen Russland“, schreibt Berlingske.

Nawrocki sei es trotz anfänglicher Schwäche in den Umfragen gelungen, das Blatt zu wenden, indem er die Medien für eine angebliche Hetzkampagne verantwortlich machte. „Er agierte wie Trump“, kommentierte das Blatt. Kurzfristig, so Berlingske, könnte die Wahl Nawrockis die Arbeit der liberalen und proeuropäischen Regierung von Donald Tusk erheblich erschweren. Langfristig sei entscheidend, wer in Polen das Präsidentenamt innehat – nicht nur für das Land selbst, sondern auch für Europa und die Ukraine.

Auch die schwedische Nachrichtenagentur TT sieht in Nawrockis Wahlsieg eine geopolitische Verschiebung. „Trump hat in der EU einen neuen mächtigen Verbündeten gewonnen. Polen ist das fünftgrößte Land der Union und eine militärische Schlüsselmacht.“ Nawrocki könne sich künftig – ähnlich wie Viktor Orbán in Ungarn oder Robert Fico in der Slowakei – gegen eine weitere großzügige Unterstützung für die Ukraine stellen, so die Einschätzung.

Zudem hebt Berlingske Nawrockis persönliche Wirkung hervor: „Im Wahlkampf präsentierte er sich sportlicher und männlicher als sein Gegner Rafał Trzaskowski – in einem Land, das sich von Russland bedroht fühlt, ist das nicht ohne Bedeutung.“

Nach offiziellen Angaben der Staatlichen Wahlkommission (PKW) gewann Karol Nawrocki die Stichwahl mit 50,89 Prozent der Stimmen. Rafał Trzaskowski kam auf 49,11 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 71,63 Prozent.


AP/jc

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