„Indem ich auf den Willen des Volkes hin das Amt des Präsidenten der Republik Polen übernehme, gelobe ich feierlich, der Verfassung treu zu bleiben“, sagte Nawrocki beim Eid. Er beendete seine Vereidigung mit den Worten: „So wahr mir Gott helfe.“
Kritik an politischer Kultur
In seiner Antrittsrede dankte Nawrocki seinen Wählerinnen und Wählern sowie allen, die sich an der Präsidentschaftswahl beteiligt hatten. Dabei übte er deutliche Kritik an der politischen Debatte in Polen. „Das Wahlergebnis vom 1. Juni ist ein Signal an die politische Klasse, dass man so nicht weiterregieren kann, dass Polen heute nicht so aussehen sollte“, sagte der Präsident.
Zugleich betonte er seine christlichen Überzeugungen und rief zur Versöhnung auf: „Als Christ vergebe ich mit innerer Ruhe und von Herzen die ganze Verachtung und das, was während des Wahlkampfs geschehen ist.“
Gegen Euro, gegen Rentenalter-Erhöhung
Nawrocki stellte in seiner Rede politische Grundlinien für seine Amtszeit vor. „Nein zur illegalen Migration, nein zum Euro“, sagte er. Auch eine Erhöhung des Rentenalters werde er nicht unterstützen.
„Ich werde keine Entscheidungen entlang politischer Spaltungen treffen, sondern gegen diese Spaltungen“, betonte Nawrocki. Es gehe ihm darum, den Willen des polnischen Volkes zu vertreten, nicht parteipolitische Interessen.
Er kündigte ein Programm „für die ausgewogene Entwicklung des polnischen Staates“ an. Stadt und Land sollten gleichermaßen gefördert werden – „es gibt kein Polen A und kein Polen B“, sagte er.
Bildungspolitik als zentrales Thema
Besonderes Gewicht legte der neue Präsident auf die Bildungspolitik. Als ehemaliger Historiker und Bildungsexperte wolle er sich dafür einsetzen, dass „eine gute polnische Schule neue Generationen im Geist nationaler Werte erzieht“.
„Ich werde die Stimme jener Polen sein, die ein normales Polen wollen – eines mit starken Werten, mit guter polnischer Literatur und klarem Geschichtsbild“, sagte Nawrocki. Er kündigte an, sich aktiv an Bildungsprojekten wie dem Nationalen Lesetag zu beteiligen: „Wenn nötig, wird der Präsident selbst polnische Lektüren vorlesen.“
Unterstützer feiern vor dem Parlament
Bereits am Morgen hatten sich zahlreiche Unterstützer Nawrockis vor dem Sejm versammelt. Viele trugen weiß-rote Fahnen, Transparente konservativer Gruppen und Schilder mit den Namen ihrer Herkunftsorte. Die Versammlung begann mit dem Singen der patriotischen Hymne „Rota“ und einem Rosenkranzgebet für den neuen Präsidenten.
„Dr. Karol Nawrocki hat in uns das Verlangen nach einem souveränen, starken Polen geweckt“, sagte der nationalistische Aktivist Robert Bąkiewicz, einer der Mitorganisatoren. „Er muss nun gegen die Feinde von außen und innen vorgehen.“
Amtsübergabe auf dem Piłsudski-Platz
Am Nachmittag wird Nawrocki auf dem Piłsudski-Platz symbolisch den Oberbefehl über die Streitkräfte übernehmen. Seine Präsidentschaft folgt auf zwei Amtszeiten von Andrzej Duda, der das Amt zehn Jahre innehatte.
PAP/IAR/jc