„Diese Beerdigung ist einzigartig, weil wir uns bemüht haben, dass die sterblichen Überreste nicht in einem weiteren Massengrab, sondern in Einzelgräbern beigesetzt werden“, erklärt Maciej Dancewicz, Vizepräsident der Stiftung für Freiheit und Demokratie, die die Exhumierung koordiniert hat. An der Pommerschen Medizinischen Universität in Stettin laufen derzeit Identifizierungsarbeiten auf DNA-Basis. „Vielleicht können bald Namensschilder an den Gräbern angebracht werden“, so Dancewicz.
Jahrzehntelange Bemühungen
Die Suche nach den sterblichen Überresten begann bereits 2007. Erst in den vergangenen drei Jahren wurden die Arbeiten jedoch intensiviert und schließlich 42 Opfer exhumiert. „Dies ist der Höhepunkt von drei Jahren Arbeit – von der Suche, über die Exhumierung, bis zur Beerdigung“, betont Dancewicz.
Gefunden wurden Überreste von Männern, Frauen und Kindern. Die Identifizierung ist noch nicht abgeschlossen. „Der Boden war günstig genug, um genetisches Material zu erhalten. Deshalb kann die Identität der Opfer wiedergestellt werden“, sagt Dancewicz.
Bedeutung für Familien und Staat
Besondere Bedeutung hat die Beisetzung für die Angehörigen. Viele von ihnen können nun zum ersten Mal seit acht Jahrzehnten ihre Verwandten würdig bestatten. Mehr als 50 Familienmitglieder haben ihre Teilnahme angekündigt.
Die Zeremonie wird jedoch nicht nur im Zeichen privater Trauer stehen, sondern auch von hoher politischer Symbolkraft sein. Erwartet werden unter anderem die Senatsmarschallin Małgorzata Kidawa-Błońska, Kulturministerin Marta Pieńkowska sowie der amtierende Leiter des Instituts für Nationales Gedenken (IPN), Karol Polejowski. Vertreter der ukrainischen Regierung haben ebenfalls ihre Teilnahme zugesagt.
„Das zeigt, dass es nicht nur für die Familien wichtig ist, sondern auch für den polnischen Staat“. Zugleich hebt Dancewicz die gute Zusammenarbeit mit den ukrainischen Behörden hervor, die diese Exhumierung ermöglicht habe.
Erinnerung an das Massaker von Wolhynien
Die nun beigesetzten Opfer waren Teil des sogenannten Wohlhynien-Massakers. Diese begannen 1943 in Wolhynien und erstreckten sich bis 1945 auch auf andere Regionen wie Tarnopol, Stanislawow und Lwow. Dabei wurden Zehntausende polnische Zivilisten von der UPA ermordet.
Mit der bevorstehenden Beisetzung endet die Arbeit jedoch nicht. In der Region wird ein weiteres Massengrab vermutet. Sobald die Genehmigung aus Kiew vorliegt, sollen auch dort Exhumierungen stattfinden.
polskieradio/jc