Unter den Rückkehrern sind der Abgeordnete der Bürgerkoalition (KO) Franciszek Sterczewski, der Vorsitzende der Sozial-Kulturellen Vereinigung der Palästinenser in Polen Omar Faris und die Vorsitzende der Organisation Nomada Nina Ptak.
Sterczewski erklärte bei einer Pressekonferenz in Warschau, die Mission habe sich im Rahmen des Völkerrechts bewegt und sei eine friedliche humanitäre Aktion gewesen. „Unser Ziel war es, die illegale Blockade des Gazastreifens zu durchbrechen und humanitäre Hilfe zu leisten“, sagte der Abgeordnete. Er warf den israelischen Sicherheitskräften vor, die Teilnehmer der Flottille „auf brutale und illegale Weise“ in internationalen Gewässern festgenommen zu haben.
Der Politiker zeigte sich zugleich enttäuscht von der Reaktion der polnischen Regierung. „Wir sind tief enttäuscht über die Haltung von Vizepremier und Außenminister Radosław Sikorski“, sagte Sterczewski. „Während wir alles getan haben, um auf das Leid der Zivilbevölkerung aufmerksam zu machen, hat der Minister die Situation heruntergespielt.“ Er forderte keine personellen Konsequenzen, aber eine Kurskorrektur in der Außenpolitik. „Wenn Minister Sikorski Wladimir Putin seine Kriegsverbrechen vorwerfen kann, sollte er das Gleiche auch gegenüber dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu tun“, so Sterczewski.
Der Abgeordnete schilderte auch die Bedingungen der Festnahme. „Wir durften nicht schlafen, die Wachen leuchteten uns stundenlang mit Taschenlampen in die Augen und spielten Musik aus israelischen Propagandafilmen“, berichtete er. „Man hetzte Hunde auf uns, spuckte uns an und bedrohte uns mit Waffen.“
Trotz der eigenen Erfahrungen betonte Sterczewski, das Schicksal der palästinensischen Gefangenen stehe im Mittelpunkt. Nach seinen Angaben sind derzeit rund 11.000 Palästinenser in israelischen Gefängnissen inhaftiert, darunter mehr als 400 Kinder. „Sie werden dort noch schlimmer behandelt, oft gefoltert oder getötet, und grundlegende Menschenrechte werden verletzt“, sagte er. Israel bezeichnete Sterczewski als „barbarischen und terroristischen Staat“, vergleichbar mit Russland.
Auch Omar Faris kritisierte die israelische Politik scharf. Er erinnerte daran, dass die Seeblockade des Gazastreifens bereits seit 18 Jahren andauere. „Unser Ziel ist es, dem palästinensischen Volk zu helfen. Wir sind eine Friedensmission“, sagte er. Während der Verhöre in Israel seien die Aktivisten nach möglichen Kontakten zur Hamas gefragt worden. „Unser Problem ist die Besatzung, die 42 Jahre vor der Gründung der Hamas begann. Wir wollen eine Lösung wie in Südafrika – einen demokratischen Staat für alle“, erklärte Faris.
Nina Ptak forderte den Rücktritt von Außenminister Sikorski. Sie warf ihm vor, das „bestialische Vorgehen gegen das palästinensische Volk“ zu ignorieren. Die Hilfe des polnischen Konsulats in Tel Aviv bezeichnete sie als unzureichend. „Dass sie uns Sandwiches und Getränke brachten, ist keine Heldentat, sondern ihre Pflicht. Das zeigt nur die doppelten Standards, in denen wir leben“, sagte sie.
Die drei Polen waren Teil der sogenannten Globalen Flottille Sumud, die Anfang Oktober versucht hatte, humanitäre Hilfe in den Gazastreifen zu bringen. Das Schiff wurde im Mittelmeer von israelischen Streitkräften gestoppt. Die Aktivisten wurden mehrere Tage lang in Israel festgehalten und anschließend nach Griechenland deportiert. Nach Angaben der Organisation „Global Movement to Gaza“ befand sich Faris bei seiner Freilassung in schlechter körperlicher Verfassung. Ptak hatte im Gefängnis einen Hungerstreik aus Solidarität mit palästinensischen Häftlingen begonnen.
Der Krieg zwischen Israel und der Hamas dauert inzwischen zwei Jahre an. Am 7. Oktober jährte sich der Angriff der Hamas auf Israel, bei dem rund 1200 Menschen getötet und mehr als 250 entführt wurden. Nach Angaben der israelischen Armee leben von den 48 noch in der Gewalt der Hamas befindlichen Geiseln mindestens 20. Laut den von der Hamas kontrollierten Behörden im Gazastreifen wurden in israelischen Vergeltungsangriffen mehr als 64.000 Palästinenser getötet. Die Vereinten Nationen und Hilfsorganisationen gehen davon aus, dass die tatsächliche Zahl noch höher sein könnte.
Auch in Israel selbst wächst die Kritik an der militärischen Offensive. Gegner werfen der Regierung vor, den Krieg fortzusetzen und dabei das Schicksal der Geiseln und Soldaten zu vernachlässigen.
PAP/tvn24/jc