Deutsche Redaktion

US-Botschafter nennt Vorwurf polnischer Holocaust-Mitverantwortung „groteske Falschheit“

21.11.2025 21:09
Der neue US-Botschafter in Polen, Thomas Rose, hat Vorwürfe zurückgewiesen, Polen trage Verantwortung für den Holocaust. Solche Behauptungen seien „historisch falsch und moralisch skandalös“, sagte Rose am Freitag bei einer Konferenz über Antisemitismus in Warschau. Der Vorwurf sei „eine groteske Falschheit und das Äquivalent einer Blutbeschuldigung gegen das polnische Volk und die polnische Nation“.
Thomas Rose
Thomas RoseRex Features/East News

Rose, der selbst jüdisch ist, betonte, Polen sei heute „das sicherste Land in Europa für einen Juden, um auf den Straßen zu gehen“. Seit Langem sei das Land jedoch „mit einem moralischen Makel belastet, der nie der seine war“, sagte er. „Der hartnäckige Glaube, dass Polen Schuld an den barbarischen Verbrechen trägt, die an ihm begangen wurden, hat die Beziehungen zwischen Juden und Polen vergiftet.“

Der Botschafter erinnerte daran, dass die Mehrheit der sechs Millionen im Holocaust ermordeten Juden im von NS-Deutschland besetzten Polen starb, wo die Nationalsozialisten Ghettos und Vernichtungslager errichteten. „Polen wird oft für einen Völkermord verantwortlich gemacht, der von anderen auf seinem Boden begangen wurde“, sagte Rose. Dies habe „die Beziehungen zwischen Juden und Polen, zwischen Israel und Polen sowie zwischen den Vereinigten Staaten und Polen über Jahrzehnte vergiftet“.

Zugleich hob Rose hervor, dass Polen während der deutschen Besatzung sowohl Opfer als auch Retter war. Rund drei Millionen nichtjüdische Polen wurden im Zweiten Weltkrieg getötet, viele weitere in deutsche Lager deportiert. Tausende Polen hätten ihr Leben riskiert, um Juden zu helfen, sagte er. Polen sei zudem „das einzige Land im besetzten Europa gewesen, in dem jede Art von Hilfe für Juden mit der Hinrichtung der betreffenden Person und ihrer Familie bestraft wurde“.

Rose verwies zudem auf die polnische Untergrundorganisation Żegota, die 1942 gegründet wurde und ausschließlich der Rettung von Juden diente. „Polen schuf die einzige regierungsnahe Untergrundinstitution im besetzten Europa, die allein damit beauftragt war, Juden zu retten“, sagte der Botschafter. Żegota habe Tausende, möglicherweise Zehntausende Menschen gerettet.

Auch erinnerte Rose daran, dass Polen jahrhundertelang ein Zentrum jüdischen Lebens war: „Dies war unsere Heimat für 600 Jahre. Es war das Zentrum der jüdischen Welt.“


PAP/jc

Weitere "Gerechte" mit Gedenktafel geehrt

24.03.2025 11:59
Polen begeht heute den Tag der polnischen "Gerechten". Aus diesem Grund fand am Montagmorgen in der Kapelle des Sanktuariums der Heiligen Jungfrau Maria in Toruń eine feierliche Zeremonie für die Polen statt, die Juden unter der deutschen Besatzung retteten. An der Veranstaltung nahmen unter anderem Staatspräsident Andrzej Duda und die amtierende stellvertretende israelische Botschafterin in Polen, Bosmat Baruch, teil.

Zehnter Todestag von Władysław Bartoszewski – „Es lohnt sich, anständig zu sein“

24.04.2025 09:42
Vor zehn Jahren, am 24. April 2015, starb der polnische Historiker, Diplomat und Zeitzeuge Władysław Bartoszewski im Alter von 93 Jahren. Der engagierte Verfechter der deutsch-polnischen und polnisch-jüdischen Versöhnung war eine der wichtigsten moralischen Instanzen des Landes nach dem Zweiten Weltkrieg. Sein Lebensmotto lautete: „Es lohnt sich, anständig zu sein“ („Warto być przyzwoitym“).

Białystok ehrt Judenretter mit Platz

02.09.2025 06:48
Die Stadt Białystok im Nordosten Polens hat einen Platz nach Józef Bartoszko benannt. Bartoszko rettete während des Zweiten Weltkriegs mehr als ein Dutzend Juden vor dem Holocaust.

US-Senat bestätigt Thomas Rose als neuen Botschafter in Polen

08.10.2025 12:55
Der US-Senat hat am Dienstag die Ernennung von Thomas Rose zum neuen Botschafter der Vereinigten Staaten in Polen bestätigt.