Deutsche Redaktion

Lukaschenko nimmt Oppositionelle in Polen ins Visier?

02.11.2021 19:47
Belarussische Sicherheitsdienste sollen eine Reihe von „Terroranschlägen" gegen in Polen ansässige Oppositionelle vorbereiten, berichtete der polnische TV-Nachrichtensender Belsat. 
Prezydent Białorusi Aleksander Łukaszenka
Prezydent Białorusi Aleksander ŁukaszenkaPAP/YAUHEN YERCHAK

Belarussische Sicherheitsdienste sollen eine Reihe von „Terroranschlägen" gegen in Polen ansässige Oppositionelle vorbereiten, berichtete der polnische TV-Nachrichtensender Belsat. Ein in Warschau lebender belarussischer Oppositionspolitiker und Diplomat, Pawel Latuschka, soll eines der Ziele sein. Die angeblichen Angriffe auf Latuschka und seine Nationale Anti-Krisen-Management-Gruppe (NAU) sollen von einem ehemaligen Mitglied des belarussischen Regimes, Wladimir Tichinja, geplant werden. Tichinja ist ein ehemaliger hochrangiger Beamter der Einheit für organisierte Kriminalität des belarussischen Innenministeriums, die auch zur Unterdrückung der Proteste nach dem umstrittenen Wahlsieg von Präsident Alexander Lukaschenko im Jahr 2020 eingesetzt wurde, meldete der Nachrichtensender.

Ein belarussischer Dissident wurde mit der Aussage zitiert, Tichinja habe auch als Verbindungsmann zur kriminellen Unterwelt gedient und sei Anfang des Jahres vom Regime mit der Organisation einer Anti-Oppositions-Operation im Ausland beauftragt worden. Der Nachrichtensender fügte hinzu, Tichinja habe sich mit dem Verbrecherboss Aljaksandr Kuschnerow zusammengetan und ihn mit der Koordinierung von Racheaktionen gegen Oppositionelle in der Europäischen Union beauftragt. Nachdem belarussische Dissidenten die polnischen Behörden alarmiert hatten, wurde Kuschnerow jedoch ein Schengen-Visum für die EU verweigert, berichtete TV Belsat. Daraufhin habe sich Tichinja an einen anderen Kriminellen, Andrij Paspechau, gewandt, dessen Netzwerk versucht habe, Latuschka und seine Gruppe unter Beobachtung zu stellen.

Belsat hat mit einem Mann gesprochen, der mit Teleskopschlagstöcken geschlagen wurde, weil er sich geweigert hat, Latuschka in Warschau auszuspionieren. „Diese Leute hatten den Befehl, mich so lange zu schikanieren, bis ich Informationen liefere; insbesondere wurde mir gesagt, ich solle Informationen über die NAU sammeln", sagte der Mann laut TV Belsat.

Ihm nach, sollen die belarussischen Sicherheitsdienste auch Drogenabhängige einstellen, damit sie in Polen Diebstähle begehen, um in der polnischen Öffentlichkeit eine anti-belarussische Stimmung zu schüren.

Polens öffentlich-rechtlicher Fernsehkanal tvp.info berichtete zu der Angelegenheit, dass ein Beamter in Minsk im April erklärt habe, die belarussischen Behörden würden im Rahmen einer „Anti-Terror-Operation" nach dem Vorbild der von den Vereinigten Staaten zur Jagd auf Osama bin Laden durchgeführten Operation gegen Oppositionelle im Ausland vorgehen. Der Nachrichtensender erinnerte hierbei, dass im Mai Lukaschenkos Regime ein Ryanair-Flugzeug gezwungen hat, den Kurs zu ändern, um den oppositionellen Journalisten Roman Protasewitsch zu verhaften.


belsat/tvp.info/ps