Deutsche Redaktion

"Ein Spiegel, in dem sich Polen selbst sieht"

12.11.2021 12:18
Der Publizist Marcin Makowski schreibt für das Nachrichtenportal WP, dass der Unabhängigkeitsmarsch, wie eine politische und soziale Pralinenschachtel sei. Wenn man an der richtigen Stelle hineingreife, könne man so ziemlich alles herausnehmen. 
Marsz Niepodległości
Marsz NiepodległościPAP/Paweł Supernak

Der Publizist Marcin Makowski schreibt für das Nachrichtenportal WP, dass der Unabhängigkeitsmarsch, wie eine politische und soziale Pralinenschachtel sei. Wenn man an der richtigen Stelle hineingreife, könne man so ziemlich alles herausnehmen. Eine fröhliche Demonstration von Familien mit Kindern. Eine Versammlung von Nationalisten. Neo-Faschismus. Krawallen. Patriotismus. Alles hänge davon ab, wie man die Kamera platziere und welchen Fernsehsender man einschalte.

Es gebe aber auch eine andere Perspektive. Dem Autor nach, könne man diesen Tag auch ohne jeden Filter betrachten. So wie er und Polen als Nation wirklich seien. Das Problem mit Polens Unabhängigkeitstag sei nämlich, so Makowski, dass der Marsch des 11. November 2021 nicht in einen Streifen, einen Tweet oder eine Schwarz-Weiß-Botschaft passe.

Man habe Familien mit Kindern und extreme nationalistische Parolen auf den Straßen von Warschau sehen können. Alberne Gesten wie das Verbrennen der deutschen Flagge oder Bilder von Donald Tusk. Aber zum größten Teil - und das sei der einzige Anhaltspunkt, der, dem Autor nach, als repräsentativ gelten könne - sei es ein friedlicher Marsch von einfachen Menschen gewesen, von denen jeder mit eigenen Beweggründen beschlossen hätte, mit polnischen Fahnen zum Nationalstadion zu ziehen.

Dies bedeute jedoch nicht, überzeugt Makowski, dass man blind sein sollte für Parolen und Veranstaltungen, die nichts mit der Feier der Unabhängigkeit zu tun hätten. Vor allem nachdem der diesjährige Marsch durch die Entscheidung der Behörden, die die Schirmherrschaft über die Veranstaltung übernommen haben, einen gewissen nationalen Charakter angenommen habe.

Die Partei Recht und Gerechtigkeit habe mit der Legalisierung des friedlichen Marsches, der, geht es nach dem Autor, vom oppositionellen Bürgermeister der Hauptstadt, Rafał Trzaskowski, ohne ausreichende Begründung verboten werden sollte, einige Punkte gewonnen. Makowski fragt sich abschließend, was die Idee für die Feierlichkeiten in den nächsten Jahren sein werde. Denn weder der Präsident, noch der Regierungschef oder Parteivorsitzende hätten an dem diesjährigen Marsch teilgenommen.

wp/ps