Deutsche Redaktion

US-Journalist kritisiert Deutschlands Russland-Beziehungen

30.04.2022 14:43
Der bekannte US-Kolumnist Bret Stephens hat in der "Bild" die langjährigen Beziehungen Deutschlands zu Russland und seine Abhängigkeit von russischer Energie kritisiert.
Berlin ist das langsamste Schiff in der europischen Flotte, wenn es um Strafmanahmen gegen Moskau gehe, meint der US-Journalist Bret Stephens.
Berlin ist "das langsamste Schiff in der europäischen Flotte", wenn es um Strafmaßnahmen gegen Moskau gehe, meint der US-Journalist Bret Stephens.PAP/DPA/Kay Nietfeld

Die Boulevardzeitung zitierte Stephens mit den Worten, Berlin habe in den letzten zehn Jahren die Ratschläge seiner Nachbarn und der Vereinigten Staaten ignoriert und sei fast vollständig von russischen Lieferungen abhängig geworden. Stephens sagte in dem Interview, dass die Historiker Angela Merkels 16-jährige Führungsrolle neu bewerten müssten. Er fügte hinzu, dass die Altkanzlerin bereit gewesen sei, die russische Politik zu unterstützen, und zwar nicht nur in der Energiefrage, sondern auch in Bezug auf die Blockade der Bewerbung der Ukraine um die NATO-Mitgliedschaft.

Der Kolumnist der New York Times fügte hinzu, dass Deutschland ohne den Ausbruch des Krieges in der Ukraine und ohne den massiven Druck der Biden-Administration kurz davor gestanden hätte, die russische Gasleitung Nord Stream 2 in Betrieb zu nehmen. Stephens merkte an, dass Deutschland vor Merkel von Gerhard Schröder geführt wurde. Er bezeichnete ihn als "bezahlte Marionette des Putin-Regimes".

Ein Hindernis für Sanktionen

Der US-Journalist fuhr in der Bild fort, dass Berlin nach dem Einmarsch des Kremls in der Ukraine ein ernsthaftes diplomatisches Hindernis für die Umsetzung härterer Sanktionen gegen Russland darstellt. Obwohl Bundeskanzler Olaf Scholz schließlich die deutsche Armee, die Bundeswehr, aufgestockt und viele Sanktionen unterstützt habe, bleibe Berlin "das langsamste Schiff in der europäischen Flotte", wenn es um Strafmaßnahmen gegen Moskau gehe.

Strategischer Fehler

Stephens sagte gegenüber Bild auch, dass es moralisch verwerflich sei, dass Deutschland zum "Diener des faschistischen russischen Regimes" geworden sei. Zum Abschluss seines Interviews bezeichnete Stephens die Abhängigkeit Deutschlands von russischer Energie als einen der größten strategischen Fehler in der modernen Geschichte Europas.


PAP, bild.de/ps