Ein wertvolles italienisches Kunstwerk aus dem 16. Jahrhundert ist nach Polen zurückgekehrt. Es wurde im Zweiten Weltkrieg von Nazi-Deutschland gestohlen und später in Japan gefunden.
Das Gemälde „Madonna mit Kind" des italienischen Meisters Alessandro Turchi ist das erste im Krieg verlorene Kunstwerk, das aus dem Fernen Osten nach Polen zurückkehrt. Deutsche Besatzer hatten es während des Krieges aus der umfangreichen Lubomirski-Kunstsammlung in Przeworsk gestohlen. Später wurde es 1990 in New York versteigert. Seitdem fehlte von dem Gemälde jede Spur. Kunstjäger des polnischen Kultusministeriums haben es im Januar 2022 in einem Auktionshaus in Tokio entdeckt.
Nach Angaben des polnischen Kulturministers erwiesen sich anfangs „kulturelle und historische Fragen" als Hindernis für die Rückgabe des Kunstwerks.
„Japan war, wie wir wissen, während des Zweiten Weltkriegs auch eine Besatzungsmacht. Daher war die Situation nicht einfach", sagte Polens Kulturminister Piotr Gliński bei der Übergabezeremonie.
Nach Verhandlungen mit der japanischen Seite hätten das Auktionshaus Mainichi Auction Inc. sowie der Eigentümer des Gemäldes beschlossen, es kostenfrei nach Polen zurückzugeben, fügte er hinzu. „Alle rechtlichen und kulturgeschichtlichen Argumente wurden von der japanischen Seite akzeptiert", sagte Gliński.
Wie die Leiterin der Abteilung für die Rückgabe von Kulturgütern im Ministerium, Agata Modzelewska, sagte, betone die polnische Seite in Gesprächen immer, dass die Rückgabe von geraubter Kunst „die beste moralische und ethische Geste" sei.
Mitarbeiter des Kultusministeriums haben der japanischen Seite einen von Hitlers Kunsträubern erstellten Katalog gezeigt. Darin wurden die wichtigsten aus polnischen Sammlungen geraubten Kunstwerke aufgelistet. Der Katalog „Sichergestellte Kunstwerke im Generalgouvernement" enthält Angaben zu insgesamt 521 Kunstwerken. Darunter das aus Japan zurückgewonnene Kunstwerk.
Das Gemälde ist das jüngste von über 600 geraubten Kunstwerken, die Polen erfolgreich zurückgeführt hat. Von der Liste des Kultusministeriums mit den während des Krieges verlorenen Kunstwerken sind noch mehr als 66.000 Werke unauffindbar. Das Ministerium schätzt, eine halbe Million Kulturgüter sei während des Krieges verschollen oder zerstört worden.
PAP/ps