Vor 90 Jahren, am 11. August 1933, wurde Jerzy Grotowski geboren, Regisseur, einer der größten Theaterreformer des 20. Jahrhunderts und Mitbegründer des experimentellen Theaters „Teatr Laboratorium“.
„Kunst ist eine Art Wunsch, ein Versuch, durch eine Mauer zu gehen“, pflegte er zu sagen. „In unserer Praxis haben wir sogar auf eine Bühne und einen Zuschauerraum verzichtet; notwendig geworden ist lediglich ein leerer Saal, in dem für jede Premiere Plätze für Schauspieler und Zuschauer neu geschaffen werden. Es sind dann Beziehungen verschiedener Art möglich“, schrieb Grotowski 1965 in seinem Manifest „Für ein armes Theater“.
In seinem Plädoyer entwirft Grotowski ein Schauspiel, das „ohne Schminke, ohne eigenständige Kostüme und Bühnenbild, ohne abgetrennten Aufführungsbereich (Bühne), ohne Beleuchtungs- und Toneffekte usw. existieren kann“. Dabei versucht Grotowski, den Schauspieler zu enthemmen, seine Physis zu lockern, seine Psyche aufzureißen und ihm seine Maske zu nehmen: Der Schauspieler tritt dem Publikum quasi nackt gegenüber – das Publikum wird zum Zeugen.
Jerzy Grotowski verstarb am 14. Januar 1999 in Pontedera, Italien. Er wurde 66 Jahre alt.
PAP/jc