Deutsche Redaktion

Friedhof in Russland verbietet Zutritt für Polen

21.08.2023 12:20
Vertretern der polnischen Diaspora in Russland wurde am Sonntag der Zugang zu einem Friedhof für die Opfer des Stalinismus verweigert. 
In den 1930er und 50er Jahren war Lewaschowskaja Pustosch ein NKWD-bungsgelnde. Dort liegen etwa 45.000 Opfer stalinistischer Repressionen gegen verschiedene Nationalitten begraben.
In den 1930er und 50er Jahren war Lewaschowskaja Pustosch ein NKWD-Übungsgelände. Dort liegen etwa 45.000 Opfer stalinistischer Repressionen gegen verschiedene Nationalitäten begraben. twitter.com/Bielsat_pl

Wie der polnische Generalkonsul in St. Petersburg, Grzegorz Ślubowski, gegenüber der Presseagentur PAP erklärte, hätte sich eine Gruppe von etwa hundert Personen vor den Toren des Gedenkfriedhofs in Lewaschowo bei St. Petersburg versammelt, um den Jahrestag der "polnischen Operation" des sowjetischen Sicherheitsdienstes NKWD zwischen 1937 und 1938 zu gedenken.

Die so genannte "polnische Operation" wurde von Nikolai Jeschow, dem Leiter der sowjetischen Geheimpolizei NKWD, am 11. August 1937 eingeleitet, um "polnische Spionagenetzwerke vollständig zu zerstören". Etwa 140.000 Menschen wurden verhaftet, 111.091 von ihnen wurden zum Tode verurteilt. Die meisten Opfer waren polnische Diaspora-Aktivisten, Beamte, Lehrer, Priester, wohlhabende Bauern und Handwerker. Einigen Historikern zufolge könnte dieser Völkermord bis zu 200.000 Polen das Leben gekostet haben, doch die genaue Zahl ist unbekannt.

„Wir wollten Blumen niederlegen und ein Kreuz an der Stelle aufstellen, an der früher ein Denkmal zum Gedenken an die polnischen Opfer des NKWD stand“, sagte Ślubowski gegenüber PAP. „Dieses Denkmal wurde im Juli von unbekannten Tätern zerstört, weggeschafft, es ist einfach nicht mehr da.“

Als die Gruppe auf dem Friedhof ankam, fand sie das Tor verschlossen und ein Schild am Eingang mit der Aufschrift "Technischer Tag". „Außerdem warteten Putin-Aktivisten der Jugendorganisation Junge Garde auf uns, die sich aggressiv verhielten“, sagte der Generalkonsul und fügte hinzu, dass die Aktivisten Transparente mit Slogans wie "Polen unterstützt Faschisten" und "Raus aus Russland" trugen.

Weiterer Fall des „Verschwindens" eines Polen-Denkmals

Lewaschowo wurde 1989 als Gedenkfriedhof anerkannt. Im Jahr 2015 wurde der letzte Ruhestätte als Kulturerbe von regionaler Bedeutung eingestuft. Vor kurzem verschwand ein Denkmal für unterdrückte Polen vom Friedhof.

Dies ist nicht der erste Fall, wo in der UdSSR Repressionen ausgesetzten polnischen Bürgern und ethnischen Polen gewidmete Gedenktafeln verschwinden. Im November letzten Jahres verschwanden sieben Tafeln mit Listen von unterdrückten und deportierten Polen aus dem Gedenkzentrum für die Opfer des politischen Terrors und die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs in der Region Tomsk.

In Jakutsk verschwanden im Juni dieses Jahres Tafeln mit den Namen der im 18. und 19. Jahrhundert verbannten Polen und den Opfern der Massenunterdrückung im 20. Jahrhundert. Ähnliche Fälle sind in den Regionen Swerdlowsk und Irkutsk, im Gebiet Perm und in Burjatien bekannt.


PAP/jc