Die Verschleppung ukrainischer Kinder sei Teil einer allgemeinen russischen Politik, die darauf abziele, sowohl den ukrainischen Staat als auch die ukrainische Nation zu zerstören, sagte der ehemalige lettische Präsident in Riga am Rande einer internationalen Konferenz über die Entführung ukrainischer Kinder durch den Kreml. Dem Politiker zufolge „will Russland die ukrainischen Kinder wegnehmen, damit sie nicht mehr Teil der ukrainischen Nation sein können, es will sie russifizieren und in die russische Nation einverleiben".
Ähnlichkeit mit Nazi-Deutschland
Wie der ehemalige Präsident betonte, ähnelt dies der Politik Nazi-Deutschlands im besetzten Polen, wo polnische Kinder nach Deutschland geraubt wurden, um germanisiert zu werden. „Dies ist Teil von Russlands ideologischem Krieg gegen die Ukraine. Ich möchte betonen, dass dies ein ideologischer Krieg ist. Russland, die russische Gesellschaft, lebt in einer völlig anderen Realität, die ich als eine pathologische Realität bezeichnen würde, die vom Regime aufgebaut wurde, und es will die Ukraine zerstören", fuhr der Ex-Präsident Lettlands in den Jahren 2019-2023 fort.
Die Ukraine brauche dringend ausreichende militärische Unterstützung, um Widerstand zu leisten und die besetzten Gebiete zurückzuerobern, appellierte der Politiker. „Russische Verbrechen werden nicht nur durch den Beschuss freier Gebiete in der Ukraine begangen, sondern auch durch die Unterdrückung von Ukrainern, die in besetzten Gebieten leben. Vor allem ukrainische Kinder werden aus den besetzten Gebieten deportiert", betonte der lettische Politiker und Rechtsanwalt. „Der Westen muss der Ukraine also alles geben, was sie braucht, um den Krieg zu gewinnen. Und ihn zu gewinnen bedeutet, zu international anerkannten Grenzen zurückzukehren."
Aufruf zu einer internationalen Reaktion
Die Angelegenheit der entführten Kinder müsse international angesprochen werden, um den Druck auf Russland zu erhöhen, betonte Levits im Gespräch mit der Polnischen Presseagentur PAP. Gleichzeitig sollten Untersuchungen durchgeführt und Beweise zu den Entführungsfällen gesammelt werden, damit sich die internationale und ukrainische Justiz nach Möglichkeit damit befassen kann.
„Die Täter sollten sich schon jetzt bewusst sein, dass sie nicht sicher sein werden. Selbst wenn sie in 5, 10 oder 20 Jahren (vor Gericht) stehen. Sie werden ihr Leben lang nicht sicher sein, bis der Gerechtigkeit Genüge getan ist", erklärte Levits, der Richter am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte und am Gerichtshof der Europäischen Union war.
Lettlands historische Erfahrung
Die lettische Nation war im 20. Jahrhundert auch von Deportationen betroffen. „Um das sowjetische Regime im besetzten Lettland zu stärken, wurden einige Letten, hauptsächlich Vertreter der Elite, nach Sibirien deportiert. Ganze Familien, einschließlich kleiner Kinder, wurden deportiert", so der Politiker. Die deportierten Letten wurden dann auf lettischem Gebiet durch Bürger der damaligen UdSSR ersetzt.
„Wir sind seit mehr als 30 Jahren ein freier, demokratischer Staat, aber wir haben immer noch Wunden von der Kolonialisierungs- und Unterdrückungspolitik", so der ehemalige Staatschef.
Quellen: IAR/PAP/ps