Deutsche Redaktion

Vor 35 Jahren begann der 'Runde Tisch'

06.02.2024 07:00
Politiker und Zeitzeugen würdigen zum Jahrestag die Gespräche als wichtige Etappe zu einem demokratischen Polen.
Bild:
Bild:PAP/Jan Bogacz

Polen gedenkt des 35. Jahrestages der ersten Gespräche am Runden Tisch. Anfang Februar 1989 hatten sich Vertreter der kommunistischen Regierung mit der Opposition getroffen. Die Gespräche mündeten in die ersten freien Wahlen in Polen nach dem Krieg. 

"Es gibt nur einen Weg – den Weg der Demokratie! Wir fordern die Legalisierung der Gewerkschaften und die Zulassung freier Medien. Wir haben das Recht auf Solidarität und Demokratie", betonte am 6. Februar 1989 der damalige Gewerkschaftsanführer Lech Wałęsa.

Nach zweimonatigen Gesprächen konnte es am 5. April 1989 zu einem Abschluss der Verhandlungen kommen. Die Vertreter der regierenden kommunistischen Partei und der Gewerkschaft Solidarność einigten sich auf ein Dokument, das einen wichtigen Beitrag zum Systemwechsel in Polen sowie in Mittel- und Osteuropa leistete.

"Beide Seiten waren sich bewusst, dass es zu einer Einigung kommen musste. Die Regierung war zu schwach um die Wirtschaftsreformen durchzuführen und die Opposition war zu schwach um die Regierung zu stürzen", erinnerte sich vor Jahren der ehemalige Parteichef Wojciech Jaruzelski.

Fünf Monate später, im August 1989, wurde der katholische Publizist Tadeusz Mazowiecki zum ersten nichtkommunistischen Ministerpräsidenten in der Nachkriegsgeschichte des Landes gewählt.

Die Gegner des Runden Tisches sagen:

Man musste ihn nicht organisieren. Es wäre besser gewesen, abzuwarten, bis die Kommunisten noch schwächer werden und erst dann Systemänderungen einzuführen. Denn so haben de facto die Kommunisten die Bedingungen für diese Änderungen diktiert. Daher haben sie auch Staatsvermögen an sich gerissen und daher haben wir in Polen auch den Postkommunismus, also eine Vielzahl von Pathologien, mit denen das Land bis heute kämpfen muß.


Quelle: IAR/jc