Deutsche Redaktion

Bekannter Historiker fordert Anerkennung des Schlesischen als Regionalsprache

20.05.2024 11:08
"Ich bin der Meinung, wie der Initiator des Briefes, Herr Szczepan Twardoch, dass Polen Stärke zeigen sollte, anstatt als schwache, verängstigte Gemeinschaft aufzutreten, die Angst vor einigen Tausend Menschen hat, die ihre Regionalsprache sprechen wollen", so Prof. Andrzej Nowak.
Prof. Andrzej Nowak należy do grona najwybitniejszych polskich historyków.
Prof. Andrzej Nowak należy do grona najwybitniejszych polskich historyków.MAREK LASYK/REPORTER

"In der Pflege der Tradition sehe ich keine Gefahr für Polen oder unsere Kultur", sagte Professor Andrzej Nowak, Historiker und Mitunterzeichner eines offenen Briefes an Staatspräsident Andrzej Duda zur Anerkennung des Schlesischen als Regionalsprache, in einem Interview mit der "Rzeczpospolita".

"Ich bin der Meinung, wie der Initiator des Briefes, Herr Szczepan Twardoch, dass Polen Stärke zeigen sollte, anstatt als schwache, verängstigte Gemeinschaft aufzutreten, die Angst vor einigen Tausend Menschen hat, die ihre Regionalsprache sprechen wollen. Natürlich unter der Voraussetzung, dass neben der Regionalsprache auch Polnisch als Staatssprache und Sprache unserer dominierenden Kultur verwendet wird", erklärte Professor Nowak.

“Schlesische Identität hat eine tiefe Tradition”

Der Historiker betonte, dass die schlesische Identität eine tiefe Tradition habe, die nicht von separatistischen Bewegungen im 21. Jahrhundert erfunden wurde, sondern ein historisches Phänomen ist, das bis ins Mittelalter zurückreicht.

Professor Nowak führte zahlreiche Beispiele von Gemeinschaften an, die um den Erhalt ihrer Sprache kämpften, und verwies auf die repressiven Maßnahmen imperialer Staaten wie das zaristische Russland und das nationalsozialistische Deutschland.

“Stärke und Vertrauen in die Stärke des polnischen Staats zeigen”

Er ging auf die Bedenken der Gegner der Anerkennung des Schlesischen als Regionalsprache und deren Ängste vor regionalem Separatismus ein. "Natürlich sind regionale Separatismen möglich. Die Frage ist jedoch, ob die Lösung der Probleme des Misstrauens und der Abneigung gegenüber dem polnischen Staat darin besteht, die Daumenschrauben anzuziehen, Verbote zu verstärken oder konsequent die Forderungen einer regionalen Gruppe abzulehnen, die ihre Sprache schützen will", erläuterte Professor Nowak.

"Stärke zu zeigen und Vertrauen in die Stärke des polnischen Staates, der polnischen Kultur und der polnischen Sprache zu haben – dass der Schutz einer Regionalsprache, die von einigen zehntausend oder sogar 100.000 Menschen in einer Nation von über dreißig Millionen gesprochen wird, keine tödliche Bedrohung für Polen oder die polnische Kultur darstellt", fügte er hinzu.

Anerkennung wird zur Vereinheitlichung des Dialekts führen

Professor Nowak betonte, dass der Präsident den Brief zur Kenntnis nehmen, seine frühere Entscheidung oder den Entwurf dieser Entscheidung überdenken und die Angelegenheit erneut prüfen sollte.

"Professor Miodek, ein bekannter Linguist, sagt deutlich, dass die Anerkennung des Schlesischen als Regionalsprache zur Vereinheitlichung der verschiedenen Varianten des schlesischen Dialekts führen wird. Ich betrachte die gesamte Angelegenheit nicht aus der Sicht eines Politikers, Präsidenten oder Linguisten – und die Linguisten sind sicherlich gespalten – sondern aus der Sicht eines Historikers", schloss Professor Nowak. 

PAP/adn


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