Deutsche Redaktion

Wird Selenskyj mit Putin über Frieden sprechen?

23.07.2024 08:35
Der ukrainische Prasident kündigte an, dass er bereit sei, über das Ende des Krieges sogar mit Wladimir Putin zu sprechen. Diese Erklärung gab Wolodymyr Selenskyj in einem Interview mit der britischen BBC letzte Woche. „Wir werden mit denen sprechen, die in Russland über alles entscheiden. Putin oder nicht – was spielt das für eine Rolle, seien wir ehrlich“, sagte Selenskyj.
Wolodymyr Selenskyj
Wolodymyr Selenskyj@ZelenskyyUa/X

Dies ist eine deutliche Veränderung der Rhetorik, da Selenskyj im Oktober 2022 ein Dekret erließ, das jegliche Verhandlungen mit dem russischen Diktator ausschloss. Wie jedoch die ukrainische Nachrichtenagentur Unian feststellte, hat sich Selenskyjs Rhetorik in letzter Zeit merklich verändert. 

Wird Selenskyj mit Putin sprechen?

Im BBC-Interview sprach Chris Mason mit Wolodymyr Selenskyj über mögliche Friedensgespräche zwischen Kiew und Moskau. Laut Selenskyj nähert sich das Ende der „heißen Phase“ der Invasion.

„Wenn wir vereint sind und gemäß dem Format des Friedensgipfels vorgehen, können wir die heiße Phase des Krieges beenden. Wir können versuchen, dies noch vor Ende dieses Jahres zu tun“, sagte er.

Gleichzeitig wies Selenskyj darauf hin, dass vieles von den „Partnern“ seines Landes abhängt, die die Ukraine in der Verteidigung unterstützen. Sie könnten Druck auf die Vertreter Russlands ausüben, damit sie an den Verhandlungen teilnehmen. 

„Es ist angebracht, Schritte zu unternehmen, die Russland schwächen“ 

Selenskyj betonte, dass die Bereitschaft zu Verhandlungen keinesfalls bedeutet, dass man sich auf dem Schlachtfeld ergibt und die Waffen niederlegt. „Es ist angebracht, sich nicht zurückzuziehen, es ist angebracht, Schritte zu unternehmen, die Russland schwächen“, sagte Selenskyj. Er fügte hinzu, dass es wichtig sei, einen geeigneten Plan zu entwickeln, der von beiden Seiten des Verhandlungstisches akzeptiert wird.

Im Gespräch wurde betont, dass die Einigung auf den Grundsätzen der Charta der Vereinten Nationen basieren sollte. Laut Selenskyj ist das Wichtigste, dass die Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland zu einem echten Frieden führen, basierend auf den Bedingungen des Völkerrechts. 

„Wir haben niemals Verhandlungen abgelehnt“ 

„Auf dem zweiten Friedensgipfel, wenn der Plan vollständig bereit ist und Russland bereit ist, diesen Plan zu besprechen und das Ende des Krieges auszuhandeln, gemäß der UN-Charta, (...) dann werden wir bereit sein, gemeinsam mit unseren Partnern und Vertretern Russlands zu sprechen“, kündigte Selenskyj an.

Ihm zufolge ist es wichtig, dass die Person, die während der Gespräche die Behörden in Moskau vertritt, einen realen Einfluss auf die politischen Entscheidungen in Russland hat. „Wenn wir den Krieg beenden wollen und wir haben alle Möglichkeiten dazu, werden wir bereit sein, mit den Vertretern Russlands zu sprechen (...) Wir haben niemals Verhandlungen abgelehnt.

Wie CNN am Sonntag feststellte: „Obwohl sich Selenskyjs Ton in dieser Woche geändert haben mag, hat sich seine Haltung zur Frage, wie ein Friedensabkommen aussehen sollte, zumindest öffentlich nicht geändert. Die meisten Ukrainer wollen nicht, dass die Regierung überhaupt irgendein Territorium abgibt“, schrieb CNN. 

Putin ist ein „pragmatischer Mörder“ 

Die Bereitschaft, mit Putin zu verhandeln, hinderte den Präsidenten des verteidigenden Landes nicht daran, die Aktionen des russischen Diktators streng zu beurteilen. Selenskyj nannte Putin einen „pragmatischen Mörder“.

„Das bedeutet, er erteilt Befehle. Er tut nichts mit seinen eigenen Händen, aber das entbindet ihn nicht von der Verantwortung“.

Er fügte hinzu, dass Putin machtabhängig, „skrupellos“ und „nicht sehr klug“ sei. „Die Welt hat solche Prüfungen schon bestanden, sie hat Tyrannei und Autoritarismus durchgemacht”. 

Klitschko: Selenskyj wird einen Kompromiss mit Putin in Erwägung ziehen müssen 

Zuvor hatte sich der Bürgermeister von Kiew in einem Interview mit der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“ geäußert. Vitali Klitschko wurde ebenfalls nach möglichen Friedensgesprächen gefragt. „Die kommenden Monate werden für Wolodymyr Selenskyj sehr schwierig sein. Er wird den Krieg mit weiteren Opfern und Zerstörungen fortsetzen müssen oder einen territorialen Kompromiss mit Putin in Erwägung ziehen müssen“, sagte der Bürgermeister von Kiew.

Klitschko stellte auch fest, dass sich Wolodymyr Selenskyj derzeit in einer Zwickmühle befindet. „Welchen Schritt auch immer er unternimmt, er riskiert politisches Selbstmord“, sagte er.

Laut dem Bürgermeister von Kiew müsste den Verhandlungen ein Referendum vorausgehen, das eindeutig die Zustimmung der Gesellschaft bestätigen würde. „(...) Die Situation wird immer komplizierter und hängt von der Hilfe ab, die von den Verbündeten kommt“, sagte Klitschko.


IAR/BBC/jc

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