Roman Dmowski spielte eine große Rolle bei der Schaffung der Zweiten Polnischen Republik. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, reiste er in den Westen. Dort engagierte er sich als Vorsitzender des Nationalkomitees intensiv für die Wiedererlangung der Unabhängigkeit Polens. Unter anderem setzte er sich für die Gründung der Polnischen Armee in Frankreich ein, die zum Kern der zukünftigen Streitkräfte der Zweiten Republik wurde.
Zusammen mit Ignacy Jan Paderewski spielte er eine bedeutende Rolle bei der Gewinnung der Unterstützung der Regierungen von Frankreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten für die polnische Sache. Er leitete die polnische Delegation auf der Friedenskonferenz 1919, auf der der Versailler Vertrag unterzeichnet wurde, der das Recht der Polen auf einen unabhängigen Staat anerkannte.
Als Roman Dmowski Anfang 1919 zum bevollmächtigten Delegierten Polens auf der Friedenskonferenz in Paris ernannt wurde, hielt er am 29. Januar in der Sitzung des Zehnerrats eine fünfstündige Rede, in der er die Gesamtheit der polnischen Forderungen darlegte. Er übersetzte diese sofort selbst ins Englische und Französische, da er fremden Übersetzern nicht traute. Dmowski widersetzte sich unter anderem den deutschen Bestrebungen, einen polnischen Pufferstaat zwischen Deutschland und Russland zu schaffen, und forderte das Eingreifen der Großmächte zur Einstellung der deutschen Militäroperationen in Großpolen.
Grundlage von Dmowskis Vision eines wiederaufgebauten Polens war der Prozess der nationalen Assimilation. Im Gegensatz zu Piłsudskis föderalen Plänen war er der Meinung, dass die Idee einer Republik als Föderation vieler nebeneinander lebender Nationen nach 123 Jahren der Fremdherrschaft unrealistisch sei. Er erkannte das Bewusstsein für die eigene Identität bei Litauern, Ukrainern, Weißrussen und Juden sowie ihre separatistischen Tendenzen, die in der Zukunft die Einheit des jungen und schwachen polnischen Staates gefährden könnten. Daher wollte er für Polen keine weit nach Osten ausgedehnten Grenzen.
Er starb am 2. Januar 1939 im Alter von 74 Jahren. Er wurde auf dem Bródno-Friedhof in Warschau beigesetzt.
Das Begräbnis von Roman Dmowski am 7. Januar 1939 wurde zu einer großen nationalen Demonstration. Laut offiziellen Angaben nahmen etwa 100.000 Menschen an der Zeremonie teil.
Im Jahr 2018 erhielt Roman Dmowski anlässlich des hundertsten Jahrestages der Wiedererlangung der Unabhängigkeit Polens posthum den Orden des Weißen Adlers.
PAP/jc