Henryk Sławik (1894–1944), bekannt auch als „schlesischer Schindler“, wurde während des Ersten Weltkriegs in die deutsche Armee eingezogen, kam an die Ostfront und geriet dann in russische Gefangenschaft. Nach seiner Rückkehr beteiligte er sich an den Schlesischen Aufständen.
Nach der Eingliederung eines Teils von Oberschlesien in Polen wurde er Journalist in Katowice. Er war unter anderem Stadtrat und Chefredakteur der „Gazeta Robotnicza“. Zudem war er langjähriger Abgeordneter im Schlesischen Parlament.
Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gelang ihm die Flucht über Rumänien nach Ungarn. Bald darauf wurde er Vorsitzender des Bürgerkomitees für die Betreuung polnischer Flüchtlinge in Ungarn und einer der Vertreter der polnischen Exilregierung. Mit stillschweigender Unterstützung der ungarischen Behörden organisierte er die Überführung von Polen zur polnischen Armee im Westen.
Zusammen mit József Antall, dem Bevollmächtigten der ungarischen Regierung für Kriegsflüchtlinge, rettete er tausende polnische Juden, die nach Ungarn geflüchtet waren. Er stellte ihnen gefälschte Dokumente auf Grundlage von falschen Taufbescheinigungen aus, die von Geistlichen ausgestellt wurden.
Nach dem Einmarsch der Deutschen in Ungarn ging er in den Untergrund. Von einem polnischen Spitzel denunziert, wurde er im Juli 1944 verhaftet und im Gefängnis von Budapest einem Gestapo-Verhör unterzogen. Er wurde in das deutsche Konzentrationslager in Mauthausen, Österreich, deportiert, wo er am 23. August 1944 starb.
Nach dem Krieg wurde Sławik von den Behörden der Volksrepublik Polen in Vergessenheit geraten gelassen. 1990 wurde ihm posthum der Titel „Gerechter unter den Völkern“ verliehen. In Polen wurde das Gedenken an Sławik durch die Veröffentlichung von Grzegorz Łubczyk aus dem Jahr 2003 mit dem Titel „Polski Wallenberg. Rzecz o Henryku Sławiku“ wiederbelebt, auf dessen Grundlage ein Dokumentarfilm entstand.
Im Jahr 2010 zeichnete Präsident Lech Kaczyński Sławik mit der höchsten polnischen Auszeichnung, dem Orden des Weißen Adlers, aus. Antall erhielt posthum die höchste Auszeichnung für Ausländer – das Große Kreuz des Ordens Polonia Restituta. Im Jahr 2015 enthüllten der ungarische Präsident János Áder und der polnische Präsident Bronisław Komorowski in Katowice ein Denkmal für Sławik und Antall.
Am Freitag werden Vertreter des Instituts für Nationales Gedenken (IPN) Blumen vor dem Sławik-Denkmal sowie dem Denkmal seines ungarischen Mitstreiters József Antall niederlegen.
PAP/jc