„Die Gedenkfeier ist eine Gelegenheit, über die Bedeutung von Toleranz und friedlichem Zusammenleben nachzudenken“, erklärte Gierszewski. Am 11. und 12. November 1938 hatten deutsche Nationalsozialisten in Gdańsk, nur wenige Tage nach der Reichspogromnacht in Deutschland, jüdische Bürger brutal angegriffen. Zum Jahrestag der Ereignisse werden in der Stadt auf dem Gelände des ehemaligen Freistaats Danzig die Opfer durch Musik, Literatur und Gespräche mit Jugendlichen geehrt.
Die Bürgermeisterin von Gdańsk, Aleksandra Dulkiewicz, hob hervor, wie wichtig es sei, „die Erinnerung an die Opfer von Hass und Gewalt zu bewahren und für Toleranz und Offenheit in unserer Stadt einzutreten.“ Die geplanten Aktivitäten seien sowohl eine Hommage an die Opfer des nationalsozialistischen Regimes als auch ein Schritt zur Stärkung des interkulturellen Dialogs.
Im Rahmen des Programms finden am Vormittag in der Neuen Synagoge in Gdańsk Workshops für Schüler des Adamowicz-Gymnasiums statt. Diese sollen den Teilnehmern helfen, die Mechanismen von Diskriminierung zu verstehen und Wege aufzeigen, wie man im Alltag auf solche Erscheinungen reagieren kann. Die Workshops enden mit einem Vortrag über jüdische Kultur, Traditionen und Stereotype.
Um 17.30 Uhr beginnt der Marsch der Toleranz, der symbolisch an drei historische Orte in Gdańsk führt: das Torensemble, das Modell der Großen Synagoge an der Bogusławskiego-Straße und das Rathaus der Altstadt. Gierszewski betonte, der Marsch sei ein Ausdruck der Erinnerung und des Appells an die Bedeutung des friedlichen Zusammenlebens.
Nach dem Marsch wird Prof. Miłosława Borzyszkowska-Szewczyk im Rathaus der Altstadt einen Vortrag zur jüdischen Kultur halten. Im Anschluss daran tritt das Zagan Acoustic Ensemble auf und präsentiert Kompositionen wie „Shalom“ und „Tango Cukrowej Trzpiotki“, die von der jüdischen Musikkultur inspiriert sind.
Ab 18.20 Uhr erklingt das traditionelle Glockenspiel vom Turm des Altstadtrathauses, bei dem der polnisch-holländisch-jüdische Musiker Mathieu Daniël Polak Werke jüdischer Musik spielt. Das Konzert wird auch online auf dem Kanal „Gdańskie Carillony“ übertragen.
Die Veranstaltungen sind öffentlich und kostenlos zugänglich.
Die sogenannte Reichspogromnacht, bei der Geschäfte, Häuser, Friedhöfe und Synagogen jüdischer Bürger in Deutschland und Österreich angegriffen wurden, fand in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 statt. In Gdańsk begann die Pogromnacht drei Tage später. Die Große Synagoge, das Hauptziel der Angreifer, wurde schließlich im Mai 1939 abgerissen.
PAP/jc