Deutsche Redaktion

„Franziskus war ein Papst-Revolutionär“

21.04.2025 20:15
Papst Franziskus wollte die Macht in der katholischen Kirche den Gläubigen zurückgeben, betonte der Dominikanerpater Paweł Gużyński im Fernsehsender TVN24. Er bezeichnete Franziskus als „Papst-Revolutionär“, der sich für eine offene und menschennahe Kirche einsetzte.
Der Leichnam von Papst Franziskus knnte bereits am Mittwoch in den Petersdom berfhrt und dort aufgebahrt werden.
Der Leichnam von Papst Franziskus könnte bereits am Mittwoch in den Petersdom überführt und dort aufgebahrt werden.EPA/ANATOLY MALTSEV

„Er sprach sehr viel über das Thema, war sehr streng gegenüber Priestern und dem Phänomen des Klerikalismus an sich“, sagte Gużyński. 

Franziskus habe sich früh gefragt, ob es sinnvoll sei, „die meisten römischen Basiliken zu verkaufen, um das ganze Erhaltungsballast loszuwerden“. Sein Ziel sei ein lebendiger Glaube gewesen, nicht der Erhalt von Prunkbauten. „Er hätte sie lieber in Museen verwandelt und sich um die Menschen gekümmert.“

Gleichzeitig habe Franziskus mit seiner jesuitischen Prägung eine starke Führungsrolle übernommen: „Wenn etwas geregelt werden musste, dann eher auf jesuitische Weise – mit einer klaren, alleinigen Entscheidung, die keinen Widerspruch mochte“, so der Dominikaner. „Er war ein Sturkopf erster Klasse.“

Mit Blick auf die Zukunft der Kirche nach Franziskus warnte Gużyński eindringlich: „Rückkehr zu dem, was war, ist jederzeit möglich.“ Die jüngsten Entwicklungen weltweit zeigten, dass Reformen nicht selbstverständlich seien. „Wenn wir uns einreden, dass Auschwitz sich nicht wiederholen kann, und nicht aufklären oder erinnern, dann stehen die Chancen gut, dass es in irgendeiner Form wiederkehrt.“

Auch innerhalb der Kirche gebe es Kräfte, die nur auf eine Wende warten: „Es gibt Gruppen, die nur darauf brennen, wieder einen 18 Meter langen Ornat anzulegen und durch den Petersdom zu schreiten – mit Ministranten, die die Schleppe tragen.“

Der 88-jährige Pontifex starb am Montagmorgen im vatikanischen Gästehaus Santa Marta, wie der Vatikan mitteilte. Franziskus litt zuletzt unter einer schweren Lungenentzündung. Seinen letzten öffentlichen Auftritt hatte der Papst an Ostern. Der Argentinier war seit 2013 Papst. In Polen wurde Franziskus für seine soziale Botschaft geschätzt – auch wenn seine liberaleren Positionen teils kontrovers aufgenommen wurden.

PAP/TVN24/jc