Laut Werner Patzelt sei der Koalitionsvertrag eine „Kapitulationserklärung“. Der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz habe einen Kurswechsel versprochen, präsentiere aber stattdessen einen politischen „Rückfall“ in alte Zeiten. Ob der CDU-Chef in der Migrationspolitik das Gewünschte erreichen könne, stehe „in den Sternen“. Eine Neuauflage der Großen Koalition, von der sich in der Merkel-Ära viele Wähler enttäuscht zeigten, böte allenfalls „halbgare Kompromisse“, so der ehemalige Inhaber des Lehrstuhls für Politische Systeme an der TU Dresden.
Auch eine der Dresdner Elbbrücken wird im Volksmund als das „Blaue Wunder“ bezeichnet.
Kurz vor den vorgezogenen Bundestagswahlen im Februar hat der Politikwissenschaftler ein neues Buch über die Partei Alternative für Deutschland vorgelegt, in dem er noch einmal unterstreicht, dass die Ausgrenzung der derzeit größten Oppositionspartei im Bundestag nicht der richtige Weg sei, um sie kleinzuhalten. „Im Umgang mit der AfD wurde alles falsch gemacht, was sich falsch machen ließ“, glaubt Professor Werner Patzelt. Obwohl er selbst nicht zu den Befürwortern der AfD gehöre, hätten die Medien seine Meinungsäußerungen und sachlichen Analysen als „Tabubruch“ dargestellt, der ihm später heftige Kritik einbrachte.
Im Gespräch mit dem Polnischen Rundfunk erzählt Werner Patzelt außerdem, was er von den polnischen Präsidentschaftskandidaten hält und wagt einen Ausblick auf die zukünftige Entwicklung der Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union. Und wird sich eine von den Christdemokraten geführte Bundesregierung künftig noch stärker für die Ukraine einsetzen? Aus Dresden berichtet Wojciech Osiński