Deutsche Redaktion

Modernisierung der polnischen Streitkräfte kommt nur schleppend voran

28.11.2019 12:22
Im Wahlkampf schürte Verteidigungsminister Mariusz Błaszczak großmachtwürdige Aufrüstungsvisionen für die polnischen Streitkräfte – die Realität sieht anders aus,
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Rzeczpospolita: Modernisierung der polnischen Streitkräfte kommt nur schleppend voran

Im Wahlkampf schürte Verteidigungsminister Mariusz Błaszczak großmachtwürdige Aufrüstungsvisionen für die polnischen Streitkräfte – die Realität sehe anders aus, schreibt heute die konservative Rzeczpospolita auf ihrer Titelseite. Heute finde in Gdynia die Schiffstaufe für das neue Patrouillenboot ORP Ślązak statt, schreibt das Blatt. Das seit 18 Jahren in Bau befindliche Schiff sei beispielhaft für den Zustand der polnischen Streitkräfte. Der ehemalige Premierminister Donald Tusk nannte das Projekt einmal "das teuerste Motorboot der Welt". Das Projekt sei von einer finanziellen Krise in die nächste gestolpert, lesen wir weiter. Ähnlich stehe es um viele neue Investitionen im Bereich des Militärs.

Kurz vor den Wahlen habe Verteidigungsminister Mariusz Błaszczak einen 15-Jahres-Plan für die Modernisierung der Streitkräfte vorgestellt. Über 500 Milliarden Zloty sollen in diesem Zeitraum für diesen Zweck bereitgestellt werden. Die Pläne seien in der Tat beeindruckend, die Realität dafür aber schon weniger, schreibt die Rzeczpospolita. Beispielsweise sei der Kauf des amerikanischen Raketenabwehrsystems „Patriot“ bereits in der ersten Phase ins Stocken gekommen. Über die Bestellung sechs weiterer Einheiten, an dessen Herstellung auch die polnische Rüstungsindustrie beteiligt werden sollte, hüllen sich beide Seiten in Schweigen. Mehrjährige Verspätungen gebe es laut Experten auch beim Einkauf neuer Hubschrauber oder dreier U-Boote der neuesten Generation. Trotz der großen Verspätungen bei relativ einfachen Projekten habe das Verteidigungsministerium jetzt einen hochambitionierten und unrealistischen Plan zur Schaffung einer futuristischen Armee ins Leben gerufen, bemängeln Experten.

Rzeczpospolita: Bloß keine Kontroversen

Nach den gewonnen Parlamentswahlen wolle die PiS-Partei mit einer gemäßigten Politik neue Wählergruppen für sich gewinnen. Das schreibt die Rzeczpospolita über die Pläne der Regierungspartei. Die nächsten Wochen wolle man vor allem nutzen, um kontroverse Angelegenheiten aus der Welt zu schaffen, heißt es aus parteiinternen Kreisen. Als Teil der neuen Politik seien bereits diese Woche einige Vizeminister ausgewechselt worden, die durch Kontroversen oder politische Probleme aufgefallen waren. Mit einer ruhigen Politik wolle man auch die Präsidentschaftskampagne des Amtsinhabers Andrzej Duda vorbereiten. Mit bestimmten Zugeständnissen und Gesten spreche die Partei auch gezielt neue Wählergruppen an. Premierminister Mateusz Morawiecki habe zuletzt persönlich in der Angelegenheit eines Warschauer Tierheims interveniert, was das Engagement der Regierung für den Tierschutz zeigen soll. Zudem werde die Regierung, die oftmals für ihr Festhalten an Kohleenergie kritisiert wird, in Kürze einen Regierungsbevollmächtigten für Erneuerbare Energien ernennen, so die Rzeczpospolita.

Gazeta Wyborcza: Vorsicht bei vermeintlichen Schnäppchen am Black Friday

Der Black Friday ist mittlerweile zum festen Begriff im Einzelhandel geworden. Kaum ein Onlinegeschäft oder stationärer Händler, der nicht mit sagenhaften Rabatten werbe. Auch in Polen sei der Black Friday beliebt, schreibt die linksliberale Gazeta Wyborcza. Allerdings würden die angeblich so großen Rabatte in Wirklichkeit sehr klein ausfallen. Die Händler würden oftmals mit bis zu 40 oder sogar 50 Prozent Preisnachlass locken. Wirklich so viel sparen könne man nur selten. Das gehe aus einer Studie der Beratungsfirma Deloitte hervor. Seit mehreren Jahren bereits vergleichen die Autoren die Preise in über 800 Onlineshops eine Woche vor dem Black Friday und am Black Friday selbst. Das Fazit – die Preise am Black Friday seien im Durchschnitt nur 3,5 Prozent niedriger als normal, lesen wir in der Gazeta Wyborcza.

Bei der Studie 2016 habe der Unterschied sogar null Prozent betragen, 2017 nur 1,3 Prozent. Viele Onlinehändler würden Produkte zu normalen Preisen verkaufen, die den Kunden aber als angebliche Rabatte schmackhaft gemacht werden. Teilweise seien die angeblichen Schnäppchen sogar teurer als die regulären Preise, zu denen man das Produkt durchschnittlich erwerben kann. Es sei durchaus üblich, dass Händler die Preise am Anfang des Monats kräftig anheben, um dann beim Black Friday mit angeblichen Rabatten werben zu können. Käufer sollten bei der Schnäppchenjagd also nicht naiv sein und Preissuchmaschinen nutzen, mit denen man den tatsächlichen Preisverlauf eines Produktes in den letzten Wochen und Monaten verfolgen kann.

 

Autor: Filip Żuchowski