Rzeczpospolita: Rückzug der US-Truppen aus Jasionka. Ermutigt Donald Trump Wladimir Putin mit Geschenken?
Der Abzug amerikanischer Truppen vom Flughafen Jasionka sei zwar angekündigt gewesen, sende jedoch in der gegenwärtigen geopolitischen Lage ein fatales Signal an Wladimir Putin, warnt Michał Szułdrzyński in der konservativ-liberalen Rzeczpospolita.
Sowohl die Präsidialkanzlei als auch die Regierung in Warschau hätten betont, dass es sich um eine geplante Verlegung handle und die NATO künftig für den Schutz dieses logistischen Drehkreuzes nahe Rzeszów verantwortlich sei. Doch der Abzug stehe im Kontext einer Reihe von Entwicklungen, die für Polen und die Region äußerst ungünstig seien, so der Autor. „Er markiert das schrittweise Zurückziehen der USA aus der Unterstützung der Ukraine und das nachlassende Interesse der amerikanischen Regierung an Europa“, lesen wir im Blatt.
Die Nachricht vom Abzug der Truppen aus Jasionka sei, wie der Autor erinnert, zudem mit Berichten über Pläne eines Abzugs von 10.000 US-Soldaten aus Rumänien und Polen zusammengefallen. Auch hier stelle sich die Frage: Welches Signal wolle Donald Trump auf diese Weise an Wladimir Putin senden? Die Verstärkung der US-Militärpräsenz in Polen sollte ihm zeigen, dass die Vereinigten Staaten jeden Zentimeter des Territoriums der NATO-Länder bewachen würden. Ein Abzug dieser Truppen würde das gegenteilige Signal aussenden.
„Statt Bestrafung für den räuberischen Überfall auf die Ukraine kann Wladimir Putin mit Geschenken rechnen. Das kann ihn nur noch dreister machen. Und das ist eine sehr beunruhigende Nachricht für Polen und unsere Region“, so Michał Szułdrzyński in der Rzeczpospolita.
Do Rzeczy: Oberster US-General in Europa stellt sich gegen Abzug der US-Truppen
Der ranghöchste US-General in Europa spricht sich deutlich gegen einen Truppenabzug vom Kontinent aus, berichtet indes das national-konservative Wochenblatt Do Rzeczy. General Christopher Cavoli, Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte in Europa und zugleich NATO-Kommandeur, so das Blatt, habe vor dem Verteidigungsausschuss des Repräsentantenhauses bekräftigt, dass er seit Beginn der russischen Invasion 2022 „unverändert empfehle“, die amerikanische Militärpräsenz in Europa beizubehalten.
„Meine Empfehlung ist, die US-Truppen in Europa auf dem aktuellen Niveau zu halten“, habe Cavoli erklärt. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine nehme das US-Militär, wie der General erläuterte, regelmäßig eine Bewertung seiner Präsenz vor, doch er habe stets davon abgeraten, den Kontingentumfang zu reduzieren. Diese Position finde auch Unterstützung bei mehreren republikanischen Abgeordneten, wie etwa beim Vorsitzenden des Ausschusses für Streitkräfte Mike Rogers oder dessen Mitglied Don Bacon, so das Blatt.
Hintergrund der Debatte seien jüngste Medienberichte, wonach das Pentagon den Abzug von bis zu 10.000 US-Soldaten aus Polen und Rumänien erwäge. Die US-Streitkräfte hätten mehr als 100.000 Soldaten auf dem Alten Kontinent stationiert, aber Pentagon-Chef Pete Hegseth habe seinen europäischen Amtskollegen gesagt, sie sollten nicht davon ausgehen, dass die US-Militärpräsenz ewig andauern werde.
Am Rande der planmäßigen Verlegung von Personal und Ausrüstung aus dem militärischen Knotenpunkt Jasionka habe auch US-General Christopher Donahue betont, dies sei eine Gelegenheit zur „Anpassung der US-Präsenz“ und zur Einsparung „von Dutzenden Millionen Dollar jährlich für amerikanische Steuerzahler“.
Die endgültige Entscheidung über die Zukunft der US-Streitkräfte in Europa liege bei Präsident Donald Trump. Wie Reuters beobachte, sei das europäische Vertrauen in die USA als Sicherheitsgarant durch Trumps Annäherung an Moskau und den Druck auf Kiew zur Kriegsbeendigung bereits stark erschüttert worden. Premierminister Donald Tusk und Verteidigungsminister Władysław Kosiniak-Kamysz versicherten indes, dass der Rückzug aus Jasionka nicht das Ende der US-Präsenz in Polen bedeute, so Do Rzeczy.
Dziennik/Gazeta Prawna: Das Rohstoffspiel mit den USA könnte gerade erst beginnen
Der Handelskonflikt mit den USA im Energiesektor könnte sich paradoxerweise als Chance für Europa erweisen, analysiert das Wirtschaftsblatt Dziennik/Gazeta Prawna unter Berufung auf Energieexperten.
Während Donald Trump mit Strafzöllen auf eine Vielzahl von Produkten die Beziehungen zu wichtigen Handelspartnern belastet, lesen wir, reagiere China bereits mit Gegenzöllen auf amerikanischen LNG- und Kohleimport sowie auf Öl und landwirtschaftliche Maschinen. Besonders betroffen sei der Export von Flüssiggas, das zuletzt verstärkt nach Europa umgeleitet wurde – mit der Folge fallender Preise, erklärt Andrzej Sikora, Präsident des Instituts für Energiestudien (ISE). Für Polen, das sich vollständig vom russischen Gas verabschiedet habe, könne dies kurzfristig vorteilhaft sein: 2024 seien 34 Prozent des Gases als LNG über den Terminal in Świnoujście importiert worden, vorwiegend aus den USA, so das Blatt.
Ein möglicher Zollkonflikt im Energiesektor könne jedoch auch strategische Konsequenzen haben. Sikora halte es für denkbar, dass Brüssel seinerseits Importzölle auf amerikanisches Öl und Gas verhänge – nicht als Vergeltung, sondern als Hebel zur Beschleunigung der Energiewende. „Kurzfristig würden die Preise steigen, ebenso die Inflation, doch langfristig könnte gerade Trump die Klimaneutralität der EU vorantreiben“, zitiert ihn die Zeitung. In einer möglichen „Energiekrieg“-Konstellation könne Europa als Gewinner hervorgehen – vorausgesetzt, es wahre seine Geschlossenheit.
„In der Geschichte hat Amerika alle seine Handelskriege verloren – warum sollte es diesmal anders sein?“, fragt Sikora in Dziennik/Gazeta Prawna.
Autor: Adam de Nisau