Deutsche Redaktion

"Politische Intrige rund um die AfD"

06.05.2025 12:38
Die Art und Weise, wie Deutschland mit der wachsenden Popularität der AfD umgeht, werfe immer mehr Fragen auf, schreibt Marek A. Cichocki in der konservativ-liberalen Rzeczpospolita. Die Betreuerin des älteren Mannes, von dem der PiS unterstützten Präsidentschaftskandidaten Karol Nawrocki eine Wohnung übernommen hat, wirft dem Politiker Betrug vor. Und: Trotz wachsender Bedrohung durch Russland, bleibt die militärische Mobilität in Europa weiterhin stark eingeschränkt. Mehr dazu in der Presseschau.
Alternatywa dla Niemiec dogoniła w sondażach CDU
Alternatywa dla Niemiec dogoniła w sondażach CDUShutterstock/nitpicker

Rzeczpospolita: Politische Intrige rund um die AfD

Die Art und Weise, wie Deutschland mit der wachsenden Popularität der AfD umgeht, werfe immer mehr Fragen auf, schreibt Marek A. Cichocki in der konservativ-liberalen Rzeczpospolita. Auslöser der Debatte sei, wie Cichocki erinnert, die Entscheidung des Bundesamtes für Verfassungsschutz, die gesamte AfD als extremistische Partei einzustufen und ihre Politiker dauerhaft zu überwachen. Diese Maßnahme habe scharfe Reaktionen ausgelöst – auch international. Der amerikanische Außenminister Marco Rubio habe erklärt, dass dies keine Demokratie mehr sei, sondern eine „getarnte Tyrannei“. Diese Worte hätten in Berlin für Empörung gesorgt. Gleichzeitig sei bekannt, dass unter der Trump-Administration das deutsch-amerikanische Verhältnis angespannt sei. Wer also gehofft habe, Friedrich Merz könne als künftiger Kanzler zur Verbesserung beitragen, müsse angesichts der jüngsten Entwicklungen feststellen, dass dies nun schwieriger geworden sei, meint Cichocki.

Wie Cichocki erinnert, beruhe Entscheidung zur Überwachung der AfD auf einem geheimen Bericht – eine Vorgehensweise, die an den Fall in Rumänien erinnere, wo ein Urteil auf Basis eines solchen Dokuments zur Annullierung einer Präsidentschaftswahl führte. Anders als dort sei in Deutschland jedoch kein Verfassungsgericht, sondern ein dem Innenministerium unterstelltes Exekutivorgan zuständig gewesen. Ja, so Cichocki, die Aktivitäten der AfD und die Aussagen einiger ihrer Politiker können Besorgnis und Unbehagen hervorrufen. Ja, aufgrund der Geschichte gibt es in Deutschland eine politische und institutionelle Besonderheit im Umgang mit rechtsgerichteten Parteien und Ideen. Wie solle man jedoch eine Situation bewerten, in der wenige Tage vor der Konstituierung der neuen Regierung, während das Innenministerium noch von einer Ministerin aus der alten SPD-geführten Regierung geleitet werde, eine solch kontroverse Entscheidung zur Überwachung der Opposition falle?

In der CDU habe es seit Wochen Stimmen gegeben, die ein flexibleres Vorgehen gegenüber der AfD forderten. Die bisherige Strategie der sogenannten „Brandmauer“ sei kritisiert worden, weil sie die Union in eine Abhängigkeit vom sozialdemokratischen Koalitionspartner zwinge. Auch Merz habe sich für mögliche Kooperationen mit der AfD in einzelnen Sachfragen offen gezeigt. „Es sieht also ganz so aus, als wolle ihn jemand nun gezielt dabei behindern“, schließt Marek A. Cichocki in der Rzeczpospolita.

Gazeta.pl: Betreuerin des älteren Herrn Jerzy wirft Präsidentschaftskandidat Nawrocki Betrug vor

Die Affäre um die zweite Wohnung des von der PiS unterstützten Präsidentschaftskandidaten Karol Nawrocki schlägt weiter hohe Wellen. Nawrocki hatte in einer Debatte von Super Express erklärt, er besitze nur eine Immobilie. Recherchen von Onet und Gazeta.pl belegten jedoch, dass er zusätzlich als Eigentümer der Wohnung von Jerzy Ż. im Grundbuch eingetragen sei. Nawrocki behauptete später, er habe die Wohnung übernommen, weil er dem Mann helfen wollte, und nie einen finanziellen Vorteil daraus gezogen.

Das linksliberale Portal gazeta.pl zitiert heute die frühere Betreuerin von Herrn Jerzy. Laut der Pflegerin Anna Kanigowska habe Nawrocki das 28-Quadratmeter-Apartment übernommen, ohne sich tatsächlich um den heute 80-jährigenMann gekümmert zu haben. Kanigowska, die im Auftrag des kommunalen Sozialhilfeträgers in Gdańsk zwischen 2022 und 2023 für Jerzy Ż. zuständig war, betonte, Nawrocki sei in diesem Zeitraum nie in Erscheinung getreten. Seine Behauptung, dem Mann jahrelang geholfen zu haben, sei „eine Frechheit und Lüge“. Belege für etwaige Unterstützung könne er nicht liefern – im Gegenteil: Rechnungen für Medikamente und Lebensmittel seien entweder vom Sozialamt oder von ihr selbst getragen worden, so die Betreuerin.

Dass er den Kontakt zu Jerzy Ż. verloren habe, begründete Nawrocki damit, der Mann sei seit Ende 2023 nicht mehr auffindbar gewesen. Doch laut Onet ließ sich dessen Aufenthaltsort innerhalb weniger Stunden ermitteln – seit April 2024 lebe der Senior in einem staatlichen Pflegeheim in Gdańsk.

“Ohne die staatliche Fürsorge, wäre Herr Jerzy nicht in der Lage gewesen, zurechtzukommen. Es war der Staat, der sich um ihn gekümmert hat, und der Staat hat dafür bezahlt. Und die Wohnung wurde von Nawrocki übernommen, der nicht zahlte und sich nicht kümmerte. Zu dem Zeitpunkt, als Nawrocki eine Vereinbarung über die Übernahme der Wohnung im Gegenzug für die Betreuung unterzeichnete, sollte sich das MOPR überhaupt nicht mit Herrn Jerzy befassen”, erklärt Kanigowska und erinnert sich an kalte Wintermonate, in denen sie aus eigener Tasche die Stromrechnungen zahlte. “Es war furchtbar. Ich erinnere mich, wie Herr Jerzy im Winter im Dunkeln in seiner Wohnung saß, fror und eine Jacke trug. Er hatte kein Geld, um den Strom zu bezahlen, und in dieser Wohnung war alles elektrisch, auch die Heizung. Um zu verhindern, dass er im Winter friert, habe ich den Strom mit meinem eigenen Geld bezahlt", sagte sie. 

Die Frau habe einen Brief an Karol Nawrocki geschickt, um herauszufinden, warum er Herrn Jerzy nicht half, obwohl er die Wohnung von ihm als Gegenleistung für die Pflege übernommen hatte. Kanigowska habe darauf keine Antwort von Nawrocki erhalten, so gazeta.pl. 

Dziennik/Gazeta Prawna: Europa weiterhin ohne militärisches Schengen

Trotz wachsender Bedrohung durch Russland, bleibt die militärische Mobilität in Europa weiterhin stark eingeschränkt – berichtet das Wirtschaftsblatt Dziennik/Gazeta Prawna unter Berufung auf einen neuen Bericht des Europäischen Rechnungshofs.

Ein zügiger Truppen- und Materialtransport aus westlichen und südlichen EU-Staaten an die Ostflanke der NATO, so die Zeitung, sei weiterhin kaum möglich. Neben unzureichender Infrastruktur mangele es auch an klaren rechtlichen Regelungen. Besonders kritisch sei die fehlende Nord-Süd-Anbindung in Mittel- und Südosteuropa, die für strategische Bewegungen entlang potenzieller Frontlinien mit Russland, Belarus oder dem Schwarzen Meer essenziell wäre. General a.D. Waldemar Skrzypczak warnt: Ohne durchgehende Verbindungen „wird es keine strategische Verlegefähigkeit geben und Truppen können nicht schnell zwischen Einsatzrichtungen verschoben werden“.

Zwar werde auf EU-Ebene und im Rahmen der Drei-Meere-Initiative seit Jahren über notwendige Investitionen diskutiert, doch bislang habe sich wenig getan. Beim jüngsten Gipfel der Initiative in Warschau sei deutlich geworden, dass allein für den Anschluss an das westliche Niveau in den Bereichen Transport, Energie und Digitalisierung Investitionen in Höhe von 500 bis 600 Milliarden Euro nötig seien – Summen, die nationale Haushalte nicht stemmen könnten.

Neben der infrastrukturellen Dimension sei laut dem Bericht auch das sogenannte „militärische Schengen“ nicht vorangekommen – ein Rechtsrahmen, der den freien Grenzübertritt für NATO-Militärtechnik innerhalb Europas ermöglichen solle. „Ohne diese Grundlagen bleibt die strategische Verlegefähigkeit Europas ein Wunschdenken“, heißt es in Dziennik/Gazeta Prawna.

Autor: Adam de Nisau


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