Deutsche Redaktion

Die letzte Präsidentschaftsdebatte vor der Wahl: eine verpasste Chance?

13.05.2025 11:49
Die letzte polnische Präsidentschaftsdebatte verfehlte ihr Ziel, unentschlossenen Wählern Orientierung zu geben. Der deutsche Geschichtslehrerbund warnt vor rechter Propaganda und historischer Desinformation in Klassenzimmern. Und: Streit um das Oberschlesische Pantheon in Katowice: sollen auch deutsche Persönlichkeiten berücksichtigt werden? Mehr dazu in der Presseschau.
Debata prezydencka w TVP Info 12.05.2025 r.
Debata prezydencka w TVP Info 12.05.2025 r.TVP Info / YouTube

SUPER EXPRESS: Präsidentschaftsdebatte in Polen: Verpasste Chance für kleinere Kandidaten

Obwohl sie am meisten zu gewinnen hatten, gingen Szymon Hołownia, Adrian Zandberg und Magdalena Biejat in der Kakophonie der letzten Präsidentschaftsdebatte unter. Statt sich zum Ende des Wahlkampfs ins Rampenlicht zu rücken, verschwanden sie hinter der Lautstärke der freien Rede und den improvisierten Auftritten der anderen Kandidaten. Für unentschlossene Wähler blieb die Debatte ohne erhellende Wirkung – eine verpasste Chance, urteilt der Super Express in einem politischen Kommentar.

Es war der letzte große Auftritt vor der ersten Wahlrunde. Wer ohne feste politische Präferenzen zusah, so das Blatt, dürfte Schwierigkeiten gehabt haben, sich ein klares Bild von den Kandidaten zu machen. Das Format – Fragen von Journalisten ohne Möglichkeit zur Nachfrage oder zur Erzwingung einer Antwort – habe vielmehr Beliebigkeit als Orientierung gefördert. Selbst eine inhaltlich starke Eingangsfrage von Piotr Witwicki, ob die Kandidaten auch unpopuläre, aber notwendige Gesetze unterschreiben würden, sei von vielen mit einstudierten Wahlkampfparolen umgangen worden.

Die Antworten, lesen wir weiter, seien keinem festen Muster gefolgt. Passte die Frage, wurde sie beantwortet – wenn nicht, wurde sie einfach ignoriert. Stattdessen hätten einige die Bühne für persönliche Statements genutzt, unabhängig vom Thema. Sogar die zwölfjährige Tochter des Textautors habe bemerkt, dass hier das Publikum „zum Narren gehalten“ werde – ein Eindruck, dem sich viele Beobachter anschließen dürften.

Letztlich bleibe der Effekt der Debatte gering: Die große Mehrheit der Unentschlossenen werde dadurch kaum beeinflusst – und auf das Gesamtergebnis werde diese Fernsehdebatte vermutlich keinen spürbaren Einfluss haben, so Super Express.

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Rechte Propaganda in deutschen Klassenzimmern: Lehrer schlagen Alarm

Wie deutsche Medien berichten, zielt die extreme Rechte zunehmend auf Kinder und Jugendliche, um sie ideologisch zu vereinnahmen. Im Rahmen einer neuen Kampagne werden vor Schulen Flugblätter mit Slogans wie „Lehrer hassen diese Fragen“ verteilt, berichtet Dziennik/Gazeta Prawna unter Berufung auf die Frankfurter Allgemeine Zeitung.

Die Autoren solcher Propaganda würden sich einfacher Sprache, emotionaler Bilder und leicht konsumierbarer Inhalte bedienen – bevorzugt über Blogs oder YouTube. Der Effekt sei deutlich spürbar: Schüler würden im Unterricht verstärkt Behauptungen wie „Hitler und Stalin waren beide Sozialisten“, „Polen hat den Krieg provoziert“ oder gar „die Juden waren mitschuldig“ äußern. Der deutsche Geschichtslehrerverband warne: Diese Aussagen seien kein Zufall, sondern Ausdruck gezielter Desinformation.

Niko Lamprecht, Vorsitzender des Verbands, beobachtet eine wachsende Gleichgültigkeit gegenüber der Zeit des Nationalsozialismus und dem Holocaust. Die historische Bildung gerate durch wachsende Wissenslücken unter Druck – mit gefährlichen Konsequenzen.

Ein mahnendes Beispiel sei Russland: russische Propaganda, die auf Mythen, Halbwahrheiten und nationalistischen Narrativen basiere – habe eine breite Bevölkerungsschicht erreicht, nicht zuletzt, weil es in der Bundesrepublik an grundlegender historischer Bildung über die Geschichte Osteuropas mangele. Selbst akademisch gebildete Kreise hätten die Gefahr unterschätzt, was zur Naivität im Umgang mit dem Kreml und letztlich auch zur Invasion der Ukraine beigetragen habe.

Geschichtslehrer und Historiker in Deutschland würden nun eine Reform des Schulunterrichts fordern. Ziel sei es, historisches Grundwissen zu stärken und junge Menschen gegen ideologische Einflüsse zu wappnen, berichtet Dziennik/Gazeta Prawna.

WIRTUALNA POLSKA: Streit um das Oberschlesische Pantheon

Der Verband der Deutschen Sozial-Kulturellen Gesellschaften in Polen fordert eine stärkere Berücksichtigung deutscher Persönlichkeiten im Oberschlesischen Pantheon in Katowice. Nach Ansicht des Verbands werde die Geschichte der Region bislang einseitig dargestellt. Ein entsprechender Appell wurde an den Programmausschuss des Pantheons gerichtet, wie Wirtualna Polska berichtet.

Auf der Vorschlagsliste stehen unter anderem Johan Kroll, Mitbegründer des Sozial- und Kulturvereins der Deutschen in Oppeln, der Dichter Josef von Eichendorff sowie der katholische Priester Carl Ulitzka, der nach dem Zweiten Weltkrieg an der Gründung der deutschen CDU beteiligt war. Dennoch lehnte der Programmausschuss den Antrag ab.

Ryszard Kopiec, Direktor des Pantheons, begründete die Entscheidung mit den bestehenden Statuten der Einrichtung: Geehrt würden nur Personen, die sich für das Polentum in Oberschlesien verdient gemacht hätten. Der Verband hält dagegen: Das Pantheon solle die kulturelle Vielfalt der Region widerspiegeln – ganz im Sinne des EU-Mottos In varietate concordia („Einheit in Vielfalt“).

Die Diskussion wirft grundsätzliche Fragen auf: Wie soll ein kollektives Gedächtnis gestaltet werden, das sowohl historischer Realität als auch gesellschaftlicher Pluralität gerecht wird, lesen wir auf Wirtualna Polska.

Autor: Jakub Kukla 


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