Deutsche Redaktion

Kaczyńskis eiserne Geduld

18.11.2019 09:57
Jahrelang hat Adam Hofman an Jarosław Kaczyńskis Seite gestanden. Nach einer Affäre musste er zurücktreten. Nun packt er aus. 
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PLUS MINUS: Kaczyński eiserne Geduld

In einem Gespräch mit der Wochenzeitschrift Plus Minus erzählt der ehemalige Pressesprecher der aktuellen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) Adam Hofman, einer der talentiertesten Politiker der jungen Generation, von seinem Abgang von der Politik. Wegen einer Affäre musste er vor fünf Jahren den exponierten Posten räumen und die Partei verlassen. Erstmals ein Schock – wenn man im Parlament sitze, bekomme man früher oder später den Eindruck, dass es außerhalb der Politik kein anderes Leben gäbe. Sein ganzes erwachsenes Leben sei er mit der Politik verbunden gewesen. Er habe große Pläne gehabt, eines Tages wollte er Premierminister werden, habe um sich herum ein Netz von vertrauten und ergebenen Menschen aufgebaut. Plötzlich sei alles auseinandergefallen. Er wollte kämpfen und nach der Affäre all das wiedergewinnen, was er politisch verloren hatte. Dann kam die Einsicht, dass es vielleicht auch außerhalb der Politik ein Leben gäbe. Von allein hätte er aber die Welt der Politik nie verlassen. Heute sei er sehr zufrieden, sagt Hofman. Er habe, wie sich inzwischen herausstellte, eine sehr erfolgreiche Consulting-Firma gegründet, habe endlich Zeit für seine Kinder. Noch ein, zwei Jahre mehr in der Politik und er hätte den Kontakt mit ihnen völlig verpasst, gibt der Ex-Politiker zu.

Als Pressesprecher der Partei habe er eng mit Parteichef Jarosław Kaczyński zusammengearbeitet. Es sei eine Zeit gewesen in der er sehr große Erfahrung sammeln konnte. Letztendlich habe er doch bei einem Meister praktiziert, sagt Hofman. Sehr tief habe ihn vor allem die Geduld von Jarosław Kaczyński beeindruckt. Dieser Mann habe sehr lange gewartet, um endlich alles in der Politik zu erreichen. Hofman habe auch gelernt, wie man Krisensituationen durchstehen könne. Es kam öfters vor, dass es brennende Probleme in der Partei gab. In solchen Momenten habe Kaczyński ganz ruhig eine Zeitung gelesen. Er habe einfach Probleme in einem kleinen imaginierten Kästchen verschlossen. Auf diese Weise hatten ihn die Probleme nie persönlich getroffen. Es sei eine politische Überlebensstrategie, die unentbehrlich sei, wenn man so oft wie Kaczyński angegriffen werde, meint sein ehemaliger Pressesprecher.

Geht es nach Hofman besitze Kaczyński außerdem jene Eigenschaft, die nur die größten Politiker besitzen würden. Und zwar er sei im Stande die Wirklichkeit an seine Vorstellungen anzupassen. Er folge nicht der Wirklichkeit, sondern modelliere sie nach eigener Vision. Er sei dabei so determiniert, dass er früher oder später sein Ziel erreiche. Selbstverständlich sei nur die Hälfte der Polen der Meinung, dass die Wirklichkeit a’la Kaczyński eine gelungene Idee sei. Die andere Hälfte sei entgegengesetzter Meinung. Es ändere aber nichts an der Tatsache, dass Jarosław Kaczyński seit langer Zeit schon der wichtigste und in den letzten Jahren, nach Donald Tusks Rückzug aus der polnischen Politik, auch der einzige Bezugspunkt sei, so Adam Hofman in der Wochenzeitschrift Plus Minus.   

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Kein Rekord vorgesehen

Morgen wird der neue-alte Premierminister Mateusz Morawiecki die Regierungserklärung halten, berichtet die Tageszeitung Dziennik/Gazeta Prawna. Dabei habe er nicht vor, den Rekord von Donald Tusk zu brechen, heißt es in Kreisen der Regierungspartei. Gemeint sei dabei die Länge der geplanten Rede, erklärt das Blatt. Die längste Regierungserklärung in den vergangenen 30 Jahren habe der damalige Premierminister Donald Tusk gehalten. Sein Auftritt von den Parlamentariern dauerte drei Stunden. Geht es nach Piotr Müler, dem Regierungssprecher, habe die Länge des Auftritts von Tusk aber keinen qualitativen Sprung und gelungene politische Konzepte mit sich gebracht, deshalb wolle die Partei Recht und Gerechtigkeit ein solches Szenario nicht wiederholen.

Zu dem Auftritt von Premier Mateusz Morawiecki plane die Regierungspartei PiS alle bisherigen polnischen Regierungschefs aus den vergangenen 30 Jahren einzuladen. Nach Ansicht von Piotr Müler sei es eine wichtige Geste. Die Polen würden sich nach Beruhigung der politischen Emotionen sehnen und die Regierungspartei respektiere diesen Wunsch. Zwar trete die PiS oft sehr kritisch in Bezug auf die Änderungen der letzten drei Jahrzehnte in Polen auf, sogar die schärfste Kritik ändere aber nichts an der Tatsache, dass es sich letzten Endens um die Premierminister der polnischen Regierungen handle, erklärte Müller die Einstellung der aktuellen Regierungspartei zu den Vorgängern.


Autor: Jakub Kukla