Deutsche Redaktion

"Das Gedächtnis der ukrainischen Seite ist offenbar kurz"

15.11.2024 07:00
Es geht um Polens militärische Hilfe für die Ukraine, steigende Inflation und den polnischen Fußball. 
Rosjanie ostrzelali kamienicę w Krzywym Rogu
Rosjanie ostrzelali kamienicę w Krzywym RoguPAP/EPA/NATIONAL POLICE OF UKRAINE HANDOUT

DO RZECZY: Polen stets hilfsbereit

Die unüberschreitbare Grenze der polnischen Hilfe für die Ukraine sei die Frage der polnischen Sicherheit, sagte Władysław Kosiniak-Kamysz, der Chef des Verteidigungsministeriums. Bei einem Treffen mit NATO-Generalsekretär Mark Rutte am Mittwoch habe er ihm mitgeteilt, wie viel Polen bereits getan habe und wie stark das Land der Ukraine während der russischen Invasion geholfen habe, berichtet die Wochenzeitung Do Rzeczy.

Dies sei wichtig im Zusammenhang mit den Äußerungen von Präsident Selenskyj, die den Eindruck erweckt hätten, Polen tue nicht alles, was möglich sei. Kosiniak-Kamysz betonte, das Gedächtnis der ukrainischen Seite sei offenbar kurz. Er erinnerte daran, dass Polen in den ersten Kriegsmonaten militärische Ausrüstung gespendet, ein Luftdrehkreuz in Rzeszów eingerichtet und humanitäre Hilfe organisiert habe. Es könne nicht behauptet werden, dass Polen nicht alles unternehme, was in seiner Macht stehe. Polen habe bislang alles getan und werde dies auch weiterhin tun, soweit es möglich sei, betonte der Vizepremier.

Aber es gäbe eine Grenze, die er niemals überschreiten werde, so der Politiker weiter. Diese Grenze der Hilfe sei die Frage der Sicherheit Polens. Wenn die Weitergabe von Ausrüstung die Sicherheit des polnischen Staates gefährden würde, werde er diese Ausrüstung schlichtweg nicht weitergeben. Und es gäbe keine Macht, die ihn dazu zwingen könnte, versicherte der Verteidigungsminister.

Er fügte hinzu, dass er mit dem NATO-Chef unter anderem über den Abschuss russischer Raketen gesprochen habe. Er glaube, dies sei möglich, aber nur im Falle einer gemeinsamen Entscheidung des gesamten Bündnisses. Eine solche Entscheidung gebe es jedoch derzeit nicht, erklärte Kosiniak-Kamysz.

RZECZPOSPOLITA: Es wird wieder teurer

Die Preise in den Geschäften steigen wieder schneller als zuvor. Im Oktober lagen sie durchschnittlich um über 5 Prozent höher als im Vorjahr. Dies führt dazu, dass der Konsum – der wichtigste Motor der Wirtschaft – sich abschwächt, berichtet die Tageszeitung Rzeczpospolita.

Dies ist bereits der zweite Monat seit dem Frühjahr, in dem sich der Preisanstieg beschleunigt. Leider haben sich die Befürchtungen einer erneuten Inflationserhöhung bestätigt. Polen hat derzeit eine der höchsten Inflationsraten in Europa, und Prognosen deuten darauf hin, dass sie weiter steigen wird. Diese Entwicklung ist das Ergebnis eines starken Anstiegs der Energiepreise sowie eines Mangels an Maßnahmen, die sowohl Unternehmen unterstützen als auch die Inflation eindämmen, kommentiert Dr. Artur Fiks von der WSB Merito Universität.

Trotz der Rückkehr des verringerten Mehrwertsteuersatzes von 5 Prozent auf Lebensmittel im April wurden die Preise bisher durch Preiskämpfe der Discounter in Schach gehalten. Dies ändert sich jedoch, und die höheren Preise werden zunehmend spürbar. Experten zufolge wird sich dieser Trend fortsetzen.

Laut einer Analyse der ASM Sales Force Agency überschritt der Durchschnittspreis eines Einkaufswagens im September erneut die Marke von 300 Zloty. Im Vergleich zu August stieg der Preis um 25 Zloty und im Jahresvergleich um 24 Zloty, betont Kamil Kruk, Direktor der Agentur. Die größten Preissteigerungen gab es bei Getränken (+19 %), Süßigkeiten (+11 %) und Tiefkühlprodukten (+10 %). Nach einem schwachen Vorjahr, in dem die Wirtschaft fast stagnierte, sollte dieses Jahr eigentlich einen Aufschwung bringen. Doch dieser fällt eher bescheiden aus – ein Grund zur Sorge für die Regierung von Donald Tusk, urteilt die Rzeczpospolita.

 

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Polen soll offensiv spielen

Michał Probierz hat mehrfach bewiesen, dass er keine Angst vor Risiko hat. Der polnische Nationaltrainer erklärte, dass seine Spieler im Nations-League-Spiel gegen Portugal am Freitag in Porto nicht defensiv agieren, sondern offensiv auftreten werden.

„Unsere Mannschaft ist offensiv eingestellt, und das ist mir sehr wichtig“, sagte der Trainer. Man wolle, wie auch die Jugendmannschaften Polens, aggressiv und druckvoll spielen. Dies gehe jedoch mit Risiken einher: „Polen kassiert Tore, aber wenn man offensiv spielt, muss man Risiken eingehen. Und wir dürfen nicht vergessen, dass wir gegen die besten Teams der Welt antreten, die jeden Fehler ausnutzen können“, sagte Probierz auf der Pressekonferenz in Porto.

Es ist bereits bekannt, dass Przemysław Frankowski und Michael Ameyaw verletzungsbedingt das Trainingslager verlassen mussten. Ersatzspieler wurden vorerst nicht einberufen, aber dies könnte sich in den nächsten Tagen ändern. „Im November gibt es in allen Nationalmannschaften viele Verletzungen, deshalb habe ich von Anfang an mehrere Spieler nominiert. Erst nach dem Spiel gegen Portugal werde ich entscheiden, ob wir für das Schottland-Spiel jemanden nachberufen“, erklärte Probierz.

Portugal führt die Tabelle der Gruppe A1 mit 10 Punkten an, gefolgt von Kroatien (7 Punkte) und Polen (4 Punkte). Schottland belegt mit einem Punkt den letzten Platz.


Autor: Jakub Kukla