Deutsche Redaktion

Historische Kluft zwischen Russland und Polen

05.09.2019 10:00
Russland versucht die Geschichte neu zu schreiben. Für den Kreml ist die Geschichtspolitik ein Kampf um die Gegenwart.
Am 23. August 1939 haben die Auenminister des Deutschen Reiches (Joachim von Ribbentrop) und der Sowjetunion (Wjatscheslaw Molotow) in Moskau den Nichtangriffspakt, sog. Ribbentrop-Molotow-Pakt unterzeichnet. Dieser Pakt beinhaltete auch ein geheimes Zusatzprotokoll, das die Einflusszonen in Europa unter dem Deutschen Reich und der Sowjetunion auf
Am 23. August 1939 haben die Außenminister des Deutschen Reiches (Joachim von Ribbentrop) und der Sowjetunion (Wjatscheslaw Molotow) in Moskau den Nichtangriffspakt, sog. Ribbentrop-Molotow-Pakt unterzeichnet. Dieser Pakt beinhaltete auch ein geheimes Zusatzprotokoll, das die Einflusszonen in Europa unter dem Deutschen Reich und der Sowjetunion aufNarodowe Archiwum Cyfrowe

Russlands Haltung zum Jahrestag des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs in Polen hat auch der Journalist Marcin Makowski bemerkt. Wie er für eines der führenden Nachrichtenportale Polens, Wirtualna Polska, schreibt, müsse niemandem in Polen erklärt werden, was am 1. und am 17. September 1939 geschah. Von russischer Seite allerdings sehe alles leider ganz verdreht aus. In den staatlichen Medien Russlands werde Polen als Aggressor dargestellt, der den Krieg begonnen habe und sich seiner Niederlage sowie jahrzehntelanger sowjetischer Dominanz, für die Polen dankbar sein sollte, selbst schuldig sei. So laute die Botschaft nicht nur des russischen Fernsehens, bemerkt Makowski, sondern auch der offiziellen staatlichen Organe.

Laut dem Kreml, schließe sich Polen eigenwillig von guten Beziehungen zum Nachbarn aus, weil es die Verantwortung für diese globale Katastrophe genauso dem nationalsozialistischen Deutschland sowie der Sowjetunion auferlege. Eine solche Auffassung, erklärt Makowski, könne die Propaganda von Wladimir Putin nicht tolerieren, der nur positive Seiten aus der UdSSR ziehe und ihren Totalitarismus niederschweige. Polen und Russland teile deshalb eine historische Kluft, überzeugt Makowski, zumal Polen keine Angst davor habe, laut auszusprechen, dass das Herunterspielen von Verstößen gegen das Völkerrecht Europa schon einmal an den Rand des Zusammenbruchs gebracht hat. Russland allerdings werde nach wie vor unter Wladimir Putin niemals irgendwelche Schuld zugeben. Deshalb versuche es die Geschichte neu zu schreiben. Für Russland sei die Geschichtspolitik nämlich ein Kampf um die Gegenwart, lautet sein Fazit.


wp/ps