In der Schwarzmeerregion hat sich die Lage dramatisch zugespitzt. In Georgien finden seit vergangenem Donnerstag täglich Proteste statt, nachdem die Regierung Gespräche über einen EU-Beitritt bis 2028 ausgesetzt hat. In Moldau hat Präsidentin Maia Sandu die Stichwahl vor wenigen Wochen nur knapp dank der Stimmen der Diaspora gewonnen und warf Russland vor, massiv Stimmen gekauft zu haben. Beim Referendum zur Annäherung an die EU konnten die EU-Befürworter in Moldau ebenfalls nur mit hauchdünner Mehrheit gewinnen.
Und auch im EU-Mitgliedsstaat Rumänien wirft der Erfolg eines weitgehend unbekannten, pro-russischen Kandidaten in der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen Fragen über mögliche russische Einflussnahme auf – mit der Aussicht, dass diese Wahlrunde möglicherweise wiederholt werden muss.
All diese Entwicklungen zeigen einmal mehr, wie viel beim russischen Informationskrieg gegen den Westen auf dem Spiel steht.
Warum bleibt der Kreml trotz schwindender Ressourcen so erfolgreich im Informationskrieg? Wann ist Desinformation am wirkungsvollsten? Und wie nutzt Russland informelle Netzwerke, um seine Narrative auch in Deutschland zu verbreiten?
Darüber hat Adam de Nisau mit dem Leiter des Zentrums für Ordnung und Governance in Osteuropa, Russland und Zentralasien bei der DGAP sowie Experten für russische Desinformation, hybride Kriegsführung und die Beziehungen zwischen Russland und seinen Nachbarn, Dr. Stefan Meister gesprochen.
Dr. Stefan Meister
Dr. Stefan Meister ist Leiter des Zentrums für Ordnung und Governance in Osteuropa, Russland und Zentralasien bei der DGAP. Er ist Experte für russische Desinformation, hybride Kriegsführung und die Beziehungen Russlands zu seinen Nachbarn. Meister war mehrfach Wahlbeobachter für die OSZE und die EU in postsowjetischen Ländern und arbeitete als Fellow an der Transatlantic Academy in Washington D.C. (2015/16) zu russischer Desinformation.
Zu seinen Veröffentlichungen zählen die Bücher „The Eastern Question“ (2016), „The Eastern Voices“ (2017), „The Russia File“ (2018) und „Geo-politics and Security: A New Strategy for the South Caucasus“ (2019).