Die Stiftung von Olga Tokarczuk soll die Kultur in Polen und im Ausland unterstützen, auch umweltbewusste und Antidiskriminierungsmaßnahmen sowie die Bürgergesellschaft fördern. Die Nobelpreisträgerin hat gemeinsam mit dem Stadtpräsidenten von Wrocław (Breslau) Jacek Sutryk und dem Direktor des Breslauer Literaturhauses Irek Grin die Einzelheiten zur Tätigkeit der Stiftung bekannt gegeben.
In die Satzung der von der Nobelpreisträgerin gegründeten Stiftung wird ein breiter Umfang von Tätigkeiten eingetragen. Kulturelle und künstlerische Aktivitäten sind zu erwarten, aber auch Umweltprojekte, und zwar für die Gleichbehandlung und Förderung der Entwicklung der Bürgergesellschaft. Die Stiftung setzt sich auch zum Ziel, die umfassende Entwicklung von Niederschlesien zu unterstützen, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu koordinieren sowie die polnische Kultur in der Welt und die Weltkulturerbe in Polen zu fördern.
"Die Arbeiten an der Gründung der Stiftung dauern noch an. Wir wissen aber schon, was wir vorhaben", sagte Olga Tokarczuk: "Ich wünsche mir, dass sich die Stiftung mit den mir ganz besonders am Herzen liegenden Sachen befassen wird, daher Umweltschutz."
Dem Stiftungsrat werden - neben Olga Tokarczuk – noch zwei Personen angehören: Regisseurin Agnieszka Holland und Direktor des Breslauer Literaturhauses Irek Grin. Die Schriftstellerin wird für die Tätigkeit der Stiftung den Betrag i.H.v 350.000 PLN aus ihrem Nobelpreisgeld bestimmen.
Laut Erklärung des Präsidenten Jacek Sutryk wird die Stadt die Villa von Maria und Tymoteusz Karpowicz an der Krzycka-Straße für den Sitz der Stiftung überlassen. Sie soll zum Treffpunkt von Literaten und Übersetzern werden, aber auch als Diskussions- und Begegnungszentrum dienen. Die Villa umgeben von einem Garten wird allen Bürgern offen stehen. Breslau wird somit zum ersten Förderer der Stiftung von Olga Tokarczuk sein. Die Stiftung wird ihre Tätigkeit möglichst bald beginnen, ohne auf die Renovierung des Objektes zu warten. Bereits jetzt wurden die Pläne für die ersten Monate ihrer Tätigkeit dargestellt.
Gestaltet werden Förderregelungen für die größten literarischen Veranstaltungen in Niederschlesien. Es handelt sich hierbei sowohl um ein von Olga Tokarczuk initiiertes Literaturfestival „Góry Literatury” (Berge der Literatur), die in Nowa Ruda und in der Umgebung stattfindet als auch um andere. Der Stiftungsrat will außerdem das hervorragende, aber bedrohte Bruno Schulz-Festival in Drohobycz unterstützen, das seit Jahren die größte Szene zur Förderung der polnischen Literatur in der Ukraine darstellt. Olga Tokarczuk ist inhaltlich mit dem Festival verbunden. Geplant wird auch die Vorbereitung der Veranstaltung zum 100. Jahrestag der Geburt von Stanisław Lem und Tadeusz Różewicz, der in das Jahr 2021 fällt.
Am 10. Dezember wird der Nobelpreis an Tokarczuk verliehen. Der Tag soll ab dann für immer als ein großes Literaturfest in Wrocław gefeiert werden – in den Breslauer Schulen werden an ihm Prosa-Stücke berühmter Schriftsteller vorgelesen.
A. Łuba