Deutsche Redaktion

Per Kajak von Wrocław nach Berlin

02.06.2020 13:30
Grenzüberschreitende Tour für saubere Gewässer und gutes Klima. "Wir sollten nur unseren Fußabdruck im Sand hinterlassen, aber keinen Müll"
Unterwegs auf der Oder
Unterwegs auf der OderFoto: Dominik Dobrowolski

Mit einer Kajaktour von Wrocław (Breslau) nach Berlin will der polnische Umweltschützer Dominik Dobrowolski Anfang Juli für den Schutz der Gewässer und einen klimafreundlichen Tourismus werben. Zehn Tage lang will er gemeinsam mit Gleichgesinnten auf der rund 300 Kilometer langen Strecke über die Oder, den Oder-Spree-Kanal und die Spree paddeln. Dabei will die Gruppe selbst Müll vermeiden und das aufsammeln, was weniger bewusste Zeitgenossen am Ufer und in den Gewässern zurückgelassen haben.

Dobrowolski machte bereits vor zehn Jahren mit dem Projekt "Cycling Recycling" auf sich aufmerksam und warb bei einer 6.000 Kilometer langen Radtour entlang der gesamten Ostseeküste für den Schutz des Meeres vor Verschmutzung. Weil der überwiegende Teil der Abfälle über die Flüsse in die Ostsee gelangt, begann er danach Recycling-Touren zum Schutz der heimischen Gewässer. Seitdem war er als „paddelnder Müllsammler“ schon rund 10.000 Kilometer auf Flüssen und Seen unterwegs.  Nach Touren, die ihn kreuz und quer durch Polen führten, plant er vom 3. bis 12. Juli eine internationale Tour von seiner niederschlesischen Heimatstadt Wrocław nach Berlin.

"Müll kennt keine Grenzen", begründet der Öko-Aktivist seine Aktion. Unterwegs will man nicht nur die Gewässer und Ufer reinigen, sondern sich auch selbst umwelt- und klimafreundlich verhalten. So setzt man ganz auf lokale Produkte, will auf überflüssige Verpackungen verzichten sowie die eigenen Abfälle sortieren und recyceln. Als Ausgleich für den Kohlendioxid-Verbrauch beim Rücktransport der Boote sollen nach der Tour Bäume gepflanzt werden. Der unterwegs gesammelte Müll wird zum Wertstoffhof gebracht.


Umweltaktivist Dominik Dobrowolski Umweltaktivist Dominik Dobrowolski

Bisher haben sich schon rund zwei Dutzend Interessenten gemeldet, die gemeinsam mit Dominik Dobrowolski auf Tour gehen möchten, neben Kajakfahrern auch einige Stand Up-Paddler. Die Tour ist für die Beteiligten kein Zuckerschlecken. Für die Tagesetappen von bis zu 50 Kilometern muss man rund zehn Stunden lang paddeln. Deshalb sollten die Teilnehmenden auch einige Erfahrungen auf dem Wasser haben und die nötige Selbstdisziplin mitbringen, rät der Organisator. Willkommen ist auch, wer nur einen Abschnitt der Reise begleiten oder beim Aufräumen am Ufer helfen möchte. Neben dem sportlichen Erlebnis und dem ernsten Anliegen soll auch der Spaß nicht zu kurz kommen. So soll Zeit bleiben, um Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke zu erleben und die Abende will man gemeinsam bei Musik am Lagerfeuer verbringen.

Nach der Tour auf dem polnischen Teil der Oder, die unter anderem an dem beeindruckenden barocken Zisterzienserkloster in Lubiąż (Leubus) und der wiederaufgebauten Altstadt von Głogów (Glogau) vorbeiführt, will die Gruppe am 9. Juli Eisenhüttenstadt erreichen. Von dort geht es über den Oder-Spree-Kanal und die Spree weiter nach Fürstenwalde und Erkner, bevor am 12. Juli die letzte Etappe beginnt. Sie soll am Schloss in Berlin-Köpenick mit einem kleinen Fest für die Teilnehmenden enden – natürlich mit dem nötigen Abstand.

Die Corona-Pandemie erschwerte die Vorbereitungen. Auf der Tour die Abstände einzuhalten, ist das geringste Problem. Die größte Sorge war, dass die Grenze zwischen Polen und Deutschland rechtzeitig wieder offen ist. Nach ersten Ankündigungen von polnischer Seite, dass bereits ab 15. Juni wieder touristische Reisen möglich sein könnten, ist Dominik Dobrowolski optimistisch. Aber für alle Fälle hat er auch einen Notfallplan: "Dann paddeln die polnischen Teilnehmer von Wrocław bis zur Grenze und die deutschen von dort weiter nach Berlin."

Mit der Aktion, die von verschiedenen Sponsoren und auch vom Polnischen Fremdenverkehrsamt unterstützt wird, will Dominik Dobrowolski für den Schutz der Natur und Umwelt sensibilisieren. "Wir sollten nur unseren Fußabdruck im Sand hinterlassen, aber keinen Müll", meint er.

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