Der Zeitung zufolge erließ der Kreml im März "unter Berücksichtigung der aktuellen Lage" ein Spezialdekret zur Umsiedlung von 95 739 ukrainischen Staatsbürgern. Darunter Bewohnern der so genannten Volksrepubliken Donezk und Lugansk sowie der Russischen Föderation selbst, in Regionen, die nicht im Kriegsgebiet liegen. Das Dokument enthielt den Beschluss, unter anderem 11 398 Personen nach Sibirien, 7218 in den Fernen Osten und 7023 in den Nordkaukasus, einschließlich der stark militarisierten Regionen Tschetschenien, Inguschetien und Dagestan, zu schicken.
Wie "The Independent' unter Berufung auf eigene Informationen berichtete, wurden den Bewohnern der von russischen Truppen schwer beschossenen Stadt Mariupol im Südosten der Ukraine Dokumente zur Unterschrift vorgelegt, in denen sie bestätigen sollten, dass es sich um ukrainische Truppen handelte, die ihre Stadt angegriffen haben sollen. Berichten zufolge wurde den Unterzeichnern mitgeteilt, dass sie nicht in der Ukraine bleiben könnten, weil ihnen "Verfolgungen" drohen würden.
Polnische Ex-Sibirien-Deportierten schockiert über Putins Dekret
Die Mitglieder des zweit größten polnischen Verbands der ehemaligen Sibirien-Deportierten in Zielona Góra sind schockiert über die Nachricht von den geplanten russischen Deportationen ukrainischer Bürger nach Sibirien, berichtete die Tageszeitung "Gazeta Lubuska". Der Vorsitzende des Verbands, Wacław Mandryk, sagte dass die aktuelle Situation das Drama, das die im ehemaligen östlichen Randgebiet lebenden Polen jahrhundertelang erlebt haben, wieder ins Gedächtnis ruft.
"Praktisch vom zaristischen Russland bis zum sowjetischen Russland, während und nach dem Zweiten Weltkrieg, wurden Polen, die als Feinde galten, nach Sibirien geschickt. Die Geschichte wiederholt sich. Bei den Sibiriern ist in Erinnerung geblieben, dass diejenigen, die Russland nicht gehorchten, im Fernen Osten umerzogen werden sollten", sagte Mandryk.
Wie er erkläre, sollte Sibirien den Willen in Menschen brechen, die gegenüber Russland den größten Widerstand zeigten. "Wir haben es selbst erlebt, heute erleben es die Menschen in der Ukraine", so der ehemalige Zwangsdeportierte.
gazetalubuska.pl, independent.co.uk/ps