Deutsche Redaktion

Russland baut Luftwaffe auf: General Bieniek befürchtet Großangriff

15.02.2023 13:22
„Ich bin besorgt darüber, dass Russland in der Nähe der Ukraine eine große Zahl von Luftstreitkräften aufstellt. Ich befürchte, dass sie sich auf einen wirklich großen Anschlag vorbereiten", sagte General Mieczyslaw Bieniek, ehemaliger stellvertretender NATO-Befehlshaber für Transformationsfragen, im polnischen Fernsehen TVN24.
Russland plant womglich Luftangriffe
Russland plant womöglich Luftangriffeshutterstock/Vladislav Sinelnikov

Bieniek bezog sich dabei auf Informationen, die am Mittwoch unter anderem von der Financial Times veröffentlicht wurden. Westlichen Geheimdienstquellen zufolge seien an der ukrainischen Grenze russische Flugzeuge und Hubschrauber stationiert worden. Dies deute darauf hin, dass sich Russland darauf vorbereitet, sie zur Unterstützung einer stotternden Bodenoffensive in die Schlacht zu werfen, schrieb die Financial Times.

Der polnische General zeigte sich besorgt über die Nachricht. Russland habe seine Luftstreitkräfte geschützt, und habe sehr viele davon, so Bieniek. „Das hat mich erstaunt und überrascht mich bis heute, denn die Piloten sind unausgebildet oder sie haben keine Mittel, um mit diesen Flugzeugen zu kämpfen.“, erklärte er. Vielmehr würden sie mit strategischen Bombern aus der Ferne angreifen und keine Flugzeuge zur Kampfunterstützung einsetzen, fügte er hinzu. Er befürchte daher einen „wirklich großen Schlag in eine bestimmte Richtung […], um die ukrainische Verteidigung zu brechen“.

Gleichzeitig vermute Bieniek auch Abwehrsysteme auf ukrainischer Seite. Alles sei möglich, aber man dürfe nicht vergessen, dass die ukrainischen Luftabwehrsysteme heute stärker und besser organisiert seien, betonte er.

Die Furcht vor einem drohenden Luftkrieg in der Ukraine hat die Verbündeten dazu veranlasst, als Reaktion auf Moskaus Kurswechsel die rasche Lieferung von Luftabwehrgeräten und Artilleriemunition an Kiew zu forcieren, schrieb die britische Financial Times.

Die russischen Bodentruppen seien ziemlich dezimiert, wird ein hochrangiger Beamter der US-Regierung zitiert. Dies sei das beste Anzeichen dafür, dass sie auf Luftkampf umstellen werden. Wenn die Ukrainer überleben wollen, benötigen sie so viele Luftabwehrkapazitäten und so viel Munition wie möglich, fügte er hinzu.

Ergänzend wies die Zeitung darauf hin, dass sich Russland sich bisher auf Langstreckenraketen, Artillerie und Bodentruppen verlassen hat und seine beträchtliche Luftwaffe seit den ersten Kriegswochen nur sparsam eingesetzt. Nach westlichen Spekulationen befürchte Moskau, dass die ukrainischen Luftabwehrsysteme eine Bedrohung für russische Flugzeuge darstellen könnten oder die Luftflotte in schlechtem Zustand ist.

Geheimdienstliche Einschätzungen deuten jedoch auf einen guten Erhaltungszustand hin. Mehr als 80 Prozent seien wahrscheinlich sicher und verfügbar, vermutet ein hochrangiger NATO-Diplomat. „Wir gehen also davon aus, dass sie […] versuchen, die ukrainische Verteidigung mit Luftangriffen außer Gefecht zu setzen", so der Diplomat.

TVN24/PAP/js