Polen hat sich seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Jahr 2022 als einer der treuesten Verbündeten der Ukraine positioniert. Das Wolhynien-Genozid, bei dem Historikern zufolge rund 100.000 Polen ums Leben kamen, belastet jedoch weiterhin die Beziehungen zwischen den beiden Nationen.
„Wir verstehen Ihren Schmerz über den Verlust Ihrer Angehörigen”, sagte der Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk am Donnerstag in seiner Rede vor dem polnischen Parlament. „Allen Familien und Nachkommen der Opfer der Ereignisse in Wolhynien spreche ich mein aufrichtiges Mitgefühl und meine Dankbarkeit dafür aus, dass sie das Andenken an ihre Vorfahren bewahren”.
Die Worte Stefantschuks kamen nach mehrere harten Aussagen polnischer Politiker. In einem am vergangenen Freitag veröffentlichten Interview sagte der Sprecher des polnischen Außenministeriums, Łukasz Jasina, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenkyj solle sich für das Massaker entschuldigen und um Vergebung bitten. Dies rief eine wütende Reaktion des ukrainischen Botschafters in Warschau hervor, der jedoch anschließend erklärte, Kiew sei „offen für einen Dialog”.
„Wir sind auf dem richtigen Weg, und diese Rede zeugt von der erneuten Annäherung unserer Positionen”, sagte der polnische Außenminister Zbigniew Rau nach Stefantschuks Auftritt im Parlament.
Im Jahr 2013 erkannte das polnische Parlament das Massaker der Ukrainischen Aufständischen Armee (UPA) während des Zweiten Weltkriegs als „ethnische Säuberung mit den Merkmalen eines Völkermordes” an. Die Ukraine hat diese Behauptung nicht akzeptiert und bezeichnet die Ereignisse in Wolhynien häufig als Teil eines Konflikts zwischen Polen und der Ukraine, von dem beide Länder betroffen waren.
Am 11. Juli 1943 griffen Verbände der Ukrainischen Aufständischen Armee gleichzeitig etwa 160 polnische Dörfer und Siedlungen im Gebiet Wolhynien an. Mehrere Tausend Polen wurden brutal ermordet. Den ukrainischen Massakern von Wohlynien, so schätzt man, sind 1943-1944 rund 100.000 polnische Bewohner zum Opfer gefallen.
IAR/reuters/jc