Deutsche Redaktion

Streit um Muttersprache

17.07.2023 21:03
„Wenn 120 Millionen Zloty pro Jahr für den Deutschunterricht als Muttersprache eine Diskriminierung sind, wie nennen Sie dann 0 Euro aus Deutschland für den Unterricht in Polnisch als Muttersprache für Polen in Deutschland", schrieb der Minister für Bildung und Wissenschaft auf Twitter als Antwort auf einen Protest der deutschen Minderheit in Polen. 
Minister edukacji i nauki Przemysław Czarnek
Minister edukacji i nauki Przemysław CzarnekPAP/Marcin Bielecki

Polens Bildungsminister wies am Montag auf einer Pressekonferenz die Behauptung von Vertretern der deutschen Minderheit in Polen zurück, er habe seine Versprechen nicht eingehalten. „Die Abmachung gilt - wenn Sie zumindest versuchen, Ihre deutschen Landsleute in Deutschland davon zu überzeugen, dass es nicht richtig ist, Polen zu diskriminieren, dann werde ich weitere Schritte unternehmen. Das war die Vereinbarung", betonte Przemysław Czarnek.

„Wenn 120 Millionen Zloty pro Jahr für den Deutschunterricht als Muttersprache eine Diskriminierung sind, wie nennen sie dann null Euro für den Unterricht in Polnisch als Muttersprache für Polen in Deutschland", fügte er später auf Twitter hinzu.

Von einem Arbeitsplatzverlust der Germanisten könne nach Ansicht des Ministers ebenfalls keine Rede sein. Die vom Ministerium bereitgestellten 120 Millionen Zloty würden ihm nach für das Deutschlernen als Muttersprache ausreichen. Auch das Argument der Bedeutung des Unterrichts in Deutsch als Muttersprache sei für die berufliche Entwicklung und die Zukunft junger Menschen in Polen laut Czarnek nicht gerechtfertigt.

Deutsche Minderheit in Polen: „Sprachenlernen ist keine Politik"

Auf einer Pressekonferenz am Montag in Opole kündigten Vertreter der deutschen Minderheit den Start einer Protestkampagne mit den Schlagworten „Gebt den Kindern die Sprache zurück" und „Sprachenlernen ist keine Politik" an. Ziel der Kampagne sei es, auf die angebliche Diskriminierung von Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit in Polen aufmerksam zu machen Der Fall betrifft den staatlich finanzierten Unterricht von Deutsch als Muttersprache in der Grundschule. Zuvor finanzierte das Bildungsministerium drei Stunden pro Woche.

Die Situation änderte sich nach einer Initiative des Abgeordneten der Vereinigten Rechten Janusz Kowalski aus Opole. Zuvor hat der Politiker u. a. die Abschaffung verschiedener Privilegien für die deutsche Minderheit in Polen gefordert. Ihm zufolge mangele es in den deutsch-polnischen Beziehungen an Symmetrie, u. a. durch die fehlende Finanzierung des Polnischunterrichts für die in Deutschland lebenden Polen aus dem deutschen Bundeshaushalt.

Aufgrund eines Beschlusses des Sejm erließ das Bildungsministerium am 4. Februar 2022 eine Verordnung, mit der die Zahl der staatlich finanzierten Stunden für Deutsch als Muttersprache ab dem Schuljahr 2022/23 von drei auf eine pro Woche reduziert wurde. Dies löste einen Protest der deutschen Minderheit aus.


PAP/IAR/ps