Deutsche Redaktion

US-Politologe: "Ständige US-Militärpräsenz in Polen notwendig"

21.09.2023 14:43
„Wenn Washington Russland ernsthaft abschrecken will, muss es permanente Einrichtungen in einem Schlüsselstaat wie Polen haben", argumentiert der amerikanische Politikwissenschaftler Andrew A. Michta im Wall Street Journal. 
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Polen sollte eine ähnliche Rolle in der NATO einnehmen wie Westdeutschland während des Kalten Krieges, argumentiert der amerikanische Politikwissenschaftler Andrew A. Michta im Wall Street Journal. Er unterstreicht die Bedeutung einer starken polnischen Armee und fordert eine verstärkte ständige US-Militärpräsenz an der Ostflanke der NATO.

Michta kommentiert, dass die Aggression Russlands gegen die Ukraine und die unterschiedlichen Reaktionen der europäischen NATO-Staaten neue strategische Herausforderungen für die USA darstellen. Er kritisiert die "zögerliche" und "weniger beeindruckende" Antwort von Deutschland und Frankreich, während die osteuropäischen NATO-Staaten aktiver gegen die russische Bedrohung vorgehen.

“Permanente Einrichtungen in Polen für Abschreckung notwendig”

„Wenn Washington Russland ernsthaft abschrecken will, muss es permanente Einrichtungen in einem Schlüsselstaat wie Polen haben", so Michta. Er zieht Parallelen zu Westdeutschland im Kalten Krieg und betont: „So wie Westdeutschland während des Kalten Krieges eine Säule der Abschreckung und Verteidigung für die NATO war, wird diese Rolle nun von Polen übernommen. Damals verfügte Westdeutschland über die stärkste konventionelle Armee in Europa, und auf seinem Boden waren bedeutende US-Streitkräfte stationiert. Heute ist Polen bereit und gewillt, das Risiko einzugehen, seine Verteidigung zu sichern und seine Verpflichtungen gegenüber der NATO zu erfüllen."
Michta erinnert daran, dass Polen seine Streitkräfte massiv ausbaut, einschließlich der Anschaffung neuer Panzer, Kampfflugzeuge und Raketenartillerie. Im Gegensatz dazu erreiche die deutsche Armee nicht einmal die von der NATO empfohlenen 2 Prozent des BIP für Rüstungsausgaben. Auch die britische Armee werde auf „den niedrigsten Stand seit der napoleonischen Zeit" reduziert.

Die Schwächen der rotierenden US-Militärpräsenz

Der Politikwissenschaftler argumentiert, dass die USA das Modell einer rotierenden Militärpräsenz an der Ostflanke der NATO aufgeben sollten. „Diese Lösung ist praktisch teurer als permanente Garnisonen und signalisiert den neuen Verbündeten, dass sie anders behandelt werden als die westeuropäischen Länder", sagt Michta.
Stattdessen sollten die USA, laut dem Politikwissenschaftler, unabhängig davon, wie der Krieg endet, mindestens drei Kampfbrigaden an der Ostflanke der NATO stationieren - zwei davon in Polen, eine in Finnland oder einem der baltischen Staaten. Zudem sollte auch ein ständiges US-Divisionskommando in Polen entstehen. "Die alten US-Einrichtungen in Deutschland könnten als Hilfseinrichtungen für die Unterstützung und Ausbildung dienen”, so Michta.

Wie Michta anmerkt, seien bereits rund 10.000 US-Soldaten im Rahmen einer rotierenden Präsenz in Polen stationiert. Warschau würde auch sicherlich Verhandlungen über die Kofinanzierung einer ständigen US-Militärpräsenz zustimmen.

Beschleunigung von Investitionen in strategische Infrastruktur

Nicht nur Polen, sondern auch andere osteuropäische Länder wie Rumänien und die baltischen Staaten würden stark in ihre Sicherheit investieren. „Eine Verstärkung der US-Militärpräsenz würde daher auch die bereits laufenden Investitionen in strategisch wichtige internationale Verkehrswege, wie die Via Baltica und Via Carpatia, beschleunigen", so Michta.
„Der anhaltende Krieg in der Ukraine unterstreicht die Gefahren der aktuellen Großmachtrivalität und bestätigt das Grundprinzip der Abschreckung: Militärische Macht und ihre ständige Präsenz an der Front sind unersetzlich. Polen bleibt ein entscheidender Faktor für die Zukunft der NATO", betont der US-Politologe im Wall Street Journal.

wsj/ps/adn