Deutsche Redaktion

Jahrestag der Massendeportation polnischer Bürger

07.02.2024 18:49
Die Deportationen sollten die soziale Struktur niederreißen und gleichzeitig das totalitäre Sowjetimperium mit Zwangsarbeitern versorgen. 
Die erste der vier Massendeportationen polnischer Brger aus den stlichen Gebieten Polens, wurde am 10. Februar 1940 von den sowjetischen Behrden durchgefhrt.
Die erste der vier Massendeportationen polnischer Bürger aus den östlichen Gebieten Polens, wurde am 10. Februar 1940 von den sowjetischen Behörden durchgeführt.ipn.gov.pl

In Warschau finden diese Woche die Gedenkfeierlichkeiten zum 84. Jahrestag der ersten Massendeportierung von Polen in die UDSSR statt. In der Nacht vom 9. zum 10. Februar haben die Sowjets, die den Osten der II. Republik Polen besetzt hatten etwa 140 Tausend Menschen verhaftet und nach Sibirien sowie Nordrussland deportiert.

Die Abschiebung wird von Historikern als ein Schlag gegen die Eliten des polnischen Staates bezeichnet. Laut Schätzungen des Instituts des Nationalen Gedenkens (IPN) sind in insgesamt vier Massendeportationen 320-330 Tausend Polen von den Sowiets nach Sibirien verschleppt worden, darunter 18 Tausend Offiziere. Die meisten Offiziere wurden auf Stalins Befehl im Frühling 1940, unter anderem in Katyń, ermordet.

Es wird davon ausgegangen, dass jeder dritte Deportierte das Exil nicht überlebt hat. Der Verband der nach Sibirien Verbannten geht indes von sogar 1,3 Millionen deportierten polnischen Bürgern aus.


Zweck der sowjetischen Deportationen war, die Eliten und die ganze nationalbewusste polnische Bevölkerung zu vernichten. Zweck der sowjetischen Deportationen war, die Eliten und die ganze nationalbewusste polnische Bevölkerung zu vernichten.

Danuta Malonowa, Vertreterin der Katyń-Familien erinnert sich:

"Diese 22.000 polnische Offiziere, polnische Polizisten, unsere Väter, unsere Brüder. Das war die intellektuelle Elite der II. Republik. Vor allem in Kozielsk saßen Wissenschaftler, Ärzte, Juristen, Lehrer, Priester. Diejenigen, die in der Zwischenkriegszeit, nach 123 Jahren polnischer Gefangenschaft unsere neue Heimat aufbauten, eine Heimat ihrer Träume. Polen entwickelte sich damals prächtig. All das fand ein abruptes Ende."

Zweck der sowjetischen Deportationen war, die Eliten und die ganze nationalbewusste polnische Bevölkerung zu vernichten. Die Deportationen sollten die soziale Struktur niederreißen und gleichzeitig das totalitäre Sowjetimperium mit Zwangsarbeitern versorgen. Die Zahl aller Opfer unter den polnischen Bürgern, die in den Jahren 1939 bis 1941 unter sowjetischer Besatzung standen, ist noch nicht vollständig bekannt, Schätzungen gehen jedoch von mehr als einer Million Menschen aus.

Einstimmiger Beschluss

Der Beschluss über den Massenmord ist einstimmig von den Mitgliedern des damaligen Politbüros - Stalin, Woroszylow, Molotow, Mikojan, Kalinin, Kaganowicz und Beria - unterzeichnet worden. Für Tausende von polnischen Familien bedeutete diese Entscheidung den Verlust ihrer Ehemänner, Väter und Brüder. Grzegorz Hofman hat in Katyń und Charkow seinen Vater und seinen Onkel verloren.

"Nach der letzten Briefkarte, die wir von meinem Vater im April erhalten haben, kam auf einmal nichts mehr. Wir lebten Monate in Furcht und Unsicherheit über das Schicksal meines Vaters. Die Entscheidung des Politbüros war damals ja ein Geheimnis."


Die Zahl aller Opfer unter den polnischen Bürgern, die in den Jahren 1939 bis 1941 unter sowjetischer Besatzung standen, ist noch nicht vollständig bekannt, Schätzungen gehen jedoch von mehr als einer Million Menschen aus. Die Zahl aller Opfer unter den polnischen Bürgern, die in den Jahren 1939 bis 1941 unter sowjetischer Besatzung standen, ist noch nicht vollständig bekannt, Schätzungen gehen jedoch von mehr als einer Million Menschen aus.

Konfliktherd Katyń-Ermittlungen

Die Wahrheit über das Massaker ist anschließend noch über ein halbes Jahrhundert geheimgehalten worden. Die Verantwortlichen wurden nicht verurteilt, die russische Militärstaatsanwaltschaft hat die Ermittlungen eingestellt. Die russische Seite ist zu dem Schluss gekommen, dass es sich bei dem Massaker nicht um einen Völkermord handelte. Diese Interpretation werden die Familien der Ermordeten nie akzeptieren, sagte vor einigen Jahren Anna Maria Wolińska, die infolge von Stalins Befehl ihren Vater und ihren Onkel verlor.

"Vergebung ist etwas anderes und Gedenken ist etwas anderes. Und ein Verbrechen als Verbrechen zu bezeichnen - das ist eine Notwendigkeit. Sonst kommen wir an einen Punkt, wo Werte überhaupt keine Rolle mehr spielen."

Von den 22.000 ermordeten Polen sind knapp 15.000 in Massengräbern beerdigt worden - in Katyń bei Smoleńsk, in Miednoje bei Twer und in Piatichatki bei Charkow. Der Bestattungsort von 7.000 Personen bleibt bis heute unbekannt.

Quelle: pap/jc