Kurz vor dem zweiten Jahrestag des russischen Angriffs gab Minister Sikorski eine Einschätzung im privaten Fernsehen. „Wir dürfen uns nicht an Kriegsverbrechen, Kindesentführung, Massenunterdrückungen oder die Zerstörung ganzer Landstriche gewöhnen“, mahnte er. Die Ukraine habe uns unbezahlbare Zeit geschenkt, die wir nicht vergeuden dürften, so der Politiker.
„Als Putin den Export von ukrainischem Getreide durch das Schwarze Meer blockierte, schlug die EU aus Solidarität mit der kämpfenden Ukraine vor, alle Barrieren aufzuheben — sowohl die Qualitäts- als auch die Quotenbarrieren“, erinnerte er. Dagegen habe die polnische Regierung seinerzeit nicht protestiert.
Heute sei die Situation anders, da die Ukraine am Schwarzen Meer glücklicherweise gewinne, so der Minister weiter. Schiffe aus Odessa an der rumänischen und bulgarischen Küste würde den Bosporus erreichen und das Getreide gelange wieder nach Afrika und China. „Es kann also nicht sein, dass wir ohne Verhandlungen, ohne Übergangsfristen und ohne dass die Ukraine Qualitätsstandards einführt, den Binnenmarkt zulassen“, so der Minister weiter.
Da sich die Situation am Schwarzen Meer normalisiere, müssten die Quoten wiederhergestellt, vielleicht sogar erhöht werden, so seine Idee. Damit die Ukraine ihr Getreide auf Drittmärkten verkaufen könne, aber der polnische Landwirt nicht die ganze Solidarität ganz Europas mit der Ukraine tragen müsse, was nicht fair sei, fügte der Außenminister hinzu.
Abschließend richtete Sikorski einige Worte an Menschen, die eine Ausweitung des Krieges nach Polen fürchten: Es sei wichtig, die Ukraine zu unterstützen und zeitgleich ins polnische Militär zu investieren. „Putin zeigt jeden Tag, dass er keine Werte, keine internationalen Regeln, keine Verträge, sondern nur die reine Kampfkraft respektiert. Und diese Kraft müssen wir stärken“, schloss der Leiter der polnischen Diplomatie.
PAP/js