Deutsche Redaktion

Außenminister Sikorski: Putin darf sich nicht sicher sein. „Wir können etwas Unerwartetes tun"

15.03.2024 09:19
Frankreich will, dass Putin sich Gedanken darüber macht, was der Westen ihm antun kann. Man könne etwas tun, womit er nicht rechnet. Der Westen und nicht Putin kontrolliere die sogenannte Eskalationsleiter, erklärte Polens Chefdiplomat gegenüber Medien.
Rewolucja kadrowa w ambasadach. Szef MSZ podjął decyzję
Rewolucja kadrowa w ambasadach. Szef MSZ podjął decyzjęPAP/EPA/Piotr Nowak

In einem Interview mit der Gazeta Wyborcza und der französischen Tageszeitung Ouest Franc unterstützte der polnische Außenminister die Strategie von Präsident Macron, der eine Entsendung von NATO-Truppen als Sicherheitsgarant in die Ukraine nicht ausgeschlossen hatte. Sollte man Wladimir Putin erlauben, die Ukraine zu erobern, werde er dort nicht Halt machen. „Putin zu stoppen wird dann schwieriger sein, weil Russland die industriellen und menschlichen Ressourcen einer eroberten Ukraine zur Verfügung stehen werden", warnte der Politiker.

Wie der Chef des Außenministeriums erklärte, müsse Putin deshalb in der Ukraine gestoppt werden. „Ich denke, Präsident Macron hat beschlossen, einen bestimmten traditionellen Ansatz aufzugeben, der darin bestand, dass man Putin offenbart, was man ihm nicht antun wird, was ihm die Freiheit gibt, die Situation zu seinen Gunsten zu gestalten. Stattdessen will Macron, dass Putin sich Gedanken darüber macht, was wir ihm antun werden. Und wir können etwas tun, womit er nicht rechnet. (...) Und es sind wir, nicht Putin, die die sogenannte Eskalationsleiter kontrollieren", erklärt er.

„Der Westen hat zu oft verloren"

Auf die Frage nach der Art der Führungsrolle, die Europa jetzt braucht, antwortete der Politiker, der Westen habe zu viele Niederlagen erlitten. „Wir haben versucht, Russland in unser System der demokratischen Institutionen und Werte einzubinden. Wir haben das Land in die Welthandelsorganisation, den Europarat und die G7 aufgenommen. Wir hofften, es würde Teil der Familie der Nationen werden. Wir haben verloren. Wir haben auch China in die WTO aufgenommen, weil wir glaubten, dass die Liberalisierung der Wirtschaft eine Liberalisierung der Politik bedeuten würde. Auch hier haben wir verloren. Wir glaubten, der Arabische Frühling sei ein Phänomen mit Folgen wie 1989 in Mitteleuropa. Davor glaubten die Amerikaner, dass ein eroberter Irak das Deutschland des Nahen Ostens sein würde, dass er eine Demokratie sein würde. Wir haben auch in Afghanistan verloren", sagte Sikorski.

„Die Ukraine kann unser Erfolg sein"

Wie Sikorski betonte, brauche der Westen Führungskräfte, die wieder Erfolge erzielen können. Nur so könne man den Wandel Moskaus herbeiführen. „Ich glaube, dass die Ukraine unser Sieg sein kann. Wenn die Ukraine gegen Russland gewinnt, werden die Veränderungen beginnen. In Russland folgen auf eine Kriegsniederlage immer Reformen. So war es nach der Niederlage im Krimkrieg, nach der Niederlage im Krieg mit Japan. Reformen folgten auch nach der Niederlage der UdSSR in Afghanistan", fügte Sikorski hinzu. 

Im vergangenen Monat hatte der französische Präsident über eine potentielle Entsendung westlicher Truppen in die Ukraine gesprochen. Die meisten europäischen Länder - darunter Deutschland, Tschechien - schlossen dies vorerst aus. Auch Premierminister Tusk hatte am Rande eines V4-Gipfels die Teilnahme polnischer Soldaten am Krieg ausgeschlossen. Parallel dazu hatte Außenminister Radosław Sikorski den Vorstoß Macrons jedoch begrüßt. „Die Präsenz von NATO-Truppen in der Ukraine ist keine undenkbare Sache. Ich begrüße die Initiative von Präsident Emmanuel Macron, denn es geht darum, Putin Angst zu machen, und nicht uns Angst vor Putin", sagte Sikorski letzte Woche auf einer Konferenz zum 25. Jubiläum Polens in der NATO NATO im Sejm.

dziennik.pl/wyborcza.pl/ps/adn