Deutsche Redaktion

Russlands „Schattenflotte" umgeht Sanktionen

10.04.2024 14:43
Ein lettisches Unternehmen liefert seit Monaten Treibstoff an eine russische „Schattenflotte" vor der Küste Gotlands. Dabei handle es sich um ausgediente und oft unversicherte Schiffe, was die Umwelt gefährde, informierte der schwedische Fernsehsender SVT am Dienstag.
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Ein auf Zypern registrierter Öltanker liegt seit mehreren Monaten vor der Küste Gotlands. Untersuchungen schwedischer Fernsehjournalisten zufolge liefert er Öl an eine russische Schattenflotte. Dadurch umgeht Moskau Sanktionen, die nach dem Einmarsch in der Ukraine gegen das Land verhängt wurden. Wie der schwedische Außenminister Tobias Billström zugab, sei sich die Regierung in Stockholm der russischen Schattenflotte in der Nähe der schwedischen Hoheitsgewässer bewusst. Gegenmaßnahmen zu den Aktivitäten der Flotte in der Ostsee sollten aber auf EU-Ebene beschlossen werden, sagte er.

Sanktionen zeigen keine Wirkung

Experten zufolge zeigen die gegen Russland verhängten Sanktionen auch bezüglich des Ölverkaufs keine Wirkung. Anstatt neue Abnehmer zu suchen, transportiere Moskau Öl an Bord von heimlich gemieteten Tankern. So habe es eine Schattenflotte in der Ostsee gebildet. Laut der schwedischen Tageszeitung Dagens Nyheter legen ihre Schiffe in Zwischenhäfen in Indien, China, Armenien, Griechenland, der Türkei, den Arabischen Emiraten und Singapur an.

 

Mit der Zeit ist Russland immer geschickter darin geworden, sein Öl über seine Schattenflotte zu verkaufen. Wie die Washington Post letztes Jahr berichtete, gelang es Russland sogar, über ein griechisches Unternehmen Öl an das US-Militär zu verkaufen. Dem Wirtschaftswissenschaftler James Galbraith zufolge könnte Russland vielleicht sogar bald Geld mit den Sanktionen verdienen.

Tickende Bombe"

Die Zeitung Sydsvenskan hingegen warnte, dass der Verkehr der Schiffe der Schattenflotte das Unfallrisiko in der Ostsee und den dänischen Meerengen erhöhe. Das schwedische Fernsehen berichtet auch über eine mögliche Umweltbedrohung durch den  Öltanker Zircone, der seit Monaten in der Nähe Gotlands vor Anker liegt. In der Nacht zum 24. März habe der Tanker Öl auf ein Schiff umgepumpt, das aus dem russischen Hafen Primorsk kam. Für die Umwelt ist das eine tickende Bombe", sagte der Energieexperte Henrik Wachtmeister von der Universität Uppsala. Bereits mehr als 50 solcher Operationen seien durchgeführt worden, berichtet der Fernsehsender SVT. Wie Schwedens Marine und Küstenwache bekannt gab, handle es sich bei der Besatzung des Tankers um russische Seeleute.

rmf24/ps