RZECZPOSPOLITA: Russischer Spion?
Die Flucht des polnischen Richters nach Belarus sorgt an der Weichsel für Entsetzen. Es ist bereits bekannt, dass Richter Tomasz Szmydt Zugang zu sensiblen Daten hatte, schreibt die Tageszeitung Rzeczpospolita. Die Abteilung II, in der er seit mehr als fünf Jahren tätig war, lesen wir, befasse sich mit Fällen von Offizieren und militärischen Diensten. Die Akten in dieser Abteilung dürfen nur in einer geheimen Kanzlei eingesehen werden, auch von Richtern, die gemäß den Anforderungen der Agentur für Innere Sicherheit vom Zugang zu elektronischen Geräten abgeschnitten sein müssen. Man darf kein Telefon dorthin mitnehmen, und wenn handschriftliche Notizen gemacht werden, müssen sie im geheimen Teil der Akte verbleiben. Das sieht die Prozedur vor, schreibt das Blatt.
Die überraschende Reise von Richter Szmydt nach Weißrussland und sein Antrag auf Asyl in diesem Land seien nach Gesprächspartnern des Blatts kein Zufall. Es scheine sich um einen russischen Agenten zu handeln, den man aus irgendeinem Grund evakuieren musste. Es seien aber noch andere Agenten am Werk, schätzt ein hochrangiger ehemaliger ABW-Offizier die Lage ein.
Junge Menschen aus der Ukraine und Weißrussland würden in der Nähe von Bahnhöfen aufgegriffen, aber man erfasse die großen, viel gefährlicheren russischen Seilschaften nicht. Solche Szmydts gäbe es an verschiedenen Orten, erklärt der Interviewpartner der Zeitung.
Die Behörde für Innere Sicherheit ABW prüft jetzt sogar den beruflichen Werdegang von Tomasz Szmydt, der aus ostpolnischen Białystok stammt und dort Jura studiert hat. Wie einer der Informanten dem Blatt erzählt, erinnerten sich Schmydts ehemaligen Kommilitonen, dass er Komplexe hatte und sich eher abseits gehalten habe. Geht es nach einem ABW-Beamten, sei Tomasz Szmydt für die gegnerischen Dienste nach seiner Richterernennung am wertvollsten geworden, die einen weitreichenden Zugang zu verschiedenen Daten mit sich brachte. Alle würden sich jetzt zu Recht auf seine Arbeit im Warschauer Gericht konzentrieren, aber jeder Nachrichtendienst, insbesondere der russische, sei an buchstäblich allem interessiert, wozu ein Agent Zugang habe. Es sei der Geheimdienst, der entscheide, was wichtig sei, nicht der Agent, fügt er hinzu. Wahrscheinlich war für den polnischen Richter Geld die wichtigsten Motivation, so die Rzeczpospolita.
SUPER EXPRESS: Gute Zeiten, schlechte Zeiten
Donald Tusk ist nach mehreren Jahren in die polnische Politik zurückgekehrt und hat es geschafft, die Recht und Gerechtigkeit von der Macht zu verdrängen. Der Vorsitzende der Bürgerkoalition steht auch an der Spitze der neuen Regierung, die am 13. Dezember gebildet wurde. Wie bewerten die Polen diese Wahl heute?
Die jüngste Umfrage ist nicht sehr optimistisch für die Regierung, lesen in der Tageszeitung Super Express. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts CBOS hätten die Minister von Donald Tusk derzeit sogar mehr Kritiker als Befürworter. Das Gleiche bezieht sich auf den Ministerpräsidenten selbst - auch hier überwiegt die Zahl derer, die ihn nicht an der Regierungsspitze sehen möchten.
48 Prozent der Polen deklarieren sich als Tusk-Kritiker. 41 Prozent haben eine entgegengesetzte Meinung. Auch die Regierung wird nicht sehr gut bewertet. 35 Prozent der Polen bezeichnen sich als Befürworter der Regierung von Donald Tusk, 37 Prozent als Gegner. Immerhin 25 Prozent stehen dem Premierminister und seinen Ministern gleichgültig gegenüber.
Obwohl die CBOS-Umfrage für Donald Tusk nicht sehr optimistisch klingt, gibt es auch gute Nachrichten für den Regierungschef. Die letzte Parteiumfrage hat einen Monat vor den Wahlen zum Europäischen Parlament einen Wechsel auf der ersten Stelle gebracht. Nun möchten 33 Prozent der Wähler für die Bürgerkoalition stimmen, etwa 32 Prozent für die Recht und Gerechtigkeit. Die Wahlen zum Europäischen Parlament finden bereits am 9. Juni statt. Die Polen werden dann 53 Abgeordnete wählen.
DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Luna hat es nicht geschafft
Luna hat es mit ihrem Lied "The Tower" nicht geschafft, sich für das Finale des Eurovision Song Contest 2024 zu qualifizieren. Agnieszka Hekiert, eine angesehene Gesangslehrerin, resümiert im Blatt Dziennik/Gazeta Prawna die Leistung der Polin.
Sie verweist auf Lunas Stimme, die ihrer Meinung nach seit der Vorauswahl eine gewisse Verbesserung aufweist. Nur könne man einige Elemente der Gesangstechnik in so kurzer Zeit eben nicht richtig erlernen. Es habe ein wenig an Stimmkraft und Intonation gefehlt, man habe auch eine gewisse Ermüdung und ein Loslassen spüren können, sagt die Expertin.
Man sollte zuerst lernen, gut zu laufen und erst dann an einem Marathon teilnehmen, resümiert Hekiert. Das erste Halbfinale der Eurovision 2024 hat gestern in Schweden stattgefunden. Luna ist als sechste aufgetreten. Nach der Zuschauerabstimmung ist sie jedoch aus dem weiteren Wettbewerb ausgeschieden. Künstler aus Serbien, Portugal, Slowenien, der Ukraine, Litauen, Finnland, Zypern, Kroatien, Irland und Luxemburg haben sich für das Finale am Samstag qualifiziert.
Autor: Jakub Kukla