Am Freitag wird in Harmęże und Oświęcim der 84. Jahrestag der ersten Deportation von Polen in das deutsche Konzentrationslager Auschwitz begangen. Die Veranstaltung, an der mehr als ein Dutzend ehemalige KZ-Gefangene teilnehmen, steht unter der Schirmherrschaft des polnischen Präsidenten Andrzej Duda. Der 14. Juni ist der Tag, an dem Auschwitz seinen Betrieb aufnahm und wird in Polen als nationaler Gedenktag für die Opfer der deutschen nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager begangen.
Nach Angaben des Sprechers des Auschwitz-Museums, Bartosz Bartyzel, hat die Gedenkfeier mit einer Messe in der Kirche des Franziskanerzentrums St. Maximilian in Harmęże begonnen. Im Keller der Kirche befindet sich eine Ausstellung des Auschwitz-Überlebenden des ersten Transports, Marian Kołodziej, mit dem Titel "Klischees der Erinnerung. Labyrinthe". Sie ist dem Leiden im Konzentrationslager und dem Heldentum des heiligen Maximilian Kolbe gewidmet. Er war ein polnischer Priester, der sein Leben für einen Mitgefangenen gab.
Nach dem Gottesdienst wurden Blumen an einer an die erste Deportation von Polen erinnernde Gedenktafel niedergelegt. Sie befindet sich an einem Gebäude in der Nähe des Auschwitz-Museums, in dem die ersten Deportierten untergebracht waren. Zu dieser Zeit war das Lager noch nicht auf die Aufnahme von Gefangenen vorbereitet. Die Teilnehmer, darunter ehemalige Häftlinge und Delegationen staatlicher und lokaler Behörden, legten anschließend Kränze und Kerzen an der Erschießungsmauer im Hof von Block 11 nieder. Dort waren viele Tausend Menschen, zumeist Polen, von den Deutschen hingerichtet worden.
Am 14. Juni 1940 traf der erste Transport mit 728 polnischen politischen KZ-Häftlingen aus dem Gefängnis von Tarnów in Auschwitz ein. Zu dieser Gruppe gehörten Soldaten der polnischen Armee, die versuchten, nach Ungarn zu gelangen, Mitglieder von Unabhängigkeitsorganisationen im Untergrund sowie Gymnasiasten und Studenten. Von diesen Gefangenen haben 239 den Krieg überlebt. Der letzte Überlebende dieses Transports, Włodzimierz Bujakowski, war am 11. Oktober 2020 in Irland verstorben. Andere waren in Auschwitz oder anderen deutschen Konzentrationslagern gestorben, oder ihr Schicksal blieb unbekannt.
Insgesamt hatten die Deutschen etwa 150 000 Polen in Auschwitz gefangen gehalten, von denen die Hälfte dort starb. Viele weitere starben, nachdem sie in andere Lager verlegt worden waren. Anfänglich waren die Häftlinge des Lagers überwiegend Polen, doch Mitte 1942 wurde ihre Zahl durch jüdische Gruppen ausgeglichen. Ab 1943 bildeten die Juden die Mehrheit. Die Deutschen haben unter dem Zeichen des Nazi-Hakenkreuzes mindestens 1,1 Millionen Menschen in Auschwitz ermordet, vor allem Juden, aber auch Polen, Roma, sowjetische Kriegsgefangene und andere. Auschwitz wurde am 27. Januar 1945 der Roten Armee befreit.
IAR/PAP/ps